Während wir uns in dem ersten Artikel dieser Reihe mit den fotografischen Grundkenntnissen in Bezug auf Aquaristik beschäftigt haben, geht dieser Beitrag deutlich mehr auf die Thematik Lichtsteigerung ein.
Um den Faktor Licht in der Fotografie zu optimieren, gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten:
- Das Anschaffen von lichtstarken Objektiven.
- Der Kauf einer besseren Kamera mit lichtempfindlicherem Sensor (Vollformat) und einem größerem ISO-Bereich.
- Das Arbeiten mit externen Belichtungsquellen.
Während die Maßnahmen der ersten beiden Punkte vor allem sehr kostenintensiv sind, lassen sich beim dritten Punkt, "externe Lichtquellen", mit recht einfachen Mitteln schon deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Auf diese Techniken gehen wir nun etwas genauer ein.
Ein Beipiel: Dieses Layout wurde mit der normalen Aquarienbeleuchtung fotografiert. Der ISO-Wert liegt bei 1250, was recht hoch ist und für Bildrauschen sorgt. Zudem sind deutliche Schattenränder an der hinteren Scheibe wahrnehmbar. Hier herrscht also noch Optimierungsbedarf.
Fotografieren mit Dauerlicht
Hierzu kann man diverse Strahler und Lampen aus dem Haushaltsbedarf zweckentfremden, um das Objekt Aquarium deutlich besser auszuleuchten als es nur mit der normalen Aquarienbeleuchtung möglich ist. Werden Strahler aufgestellt, ist es unter Umständen sogar besser, den Aquarien-Leuchtbalken komplett zu entfernen, damit dieser keine Schatten wirft. Die Strahler sollten so aufgestellt werden, dass an der Frontscheibe keine Reflexionen entstehen. Sie sollten daher nicht genau parallel zur vorderen Scheibe ausgerichtet sein, sondern besser leicht seitlich versetzt und von oben herab. So entsteht zudem eine räumlichere Wirkung.
Für dieses Foto wurden zwei Doppel-Baustellenstrahler verwendet. Der ISO-Wert liegt nun bei 400. Die Ausleuchtung und Lichtleistung ist insgesamt besser. Etwas störend ist die warme Farbtemperatur der Strahler, welche zu einem Gelb/Rot-Stich des Fotos geführt haben.
Fazit
Vorteile:
Relativ günstig und mit einfachen Mitteln durchführbar. Befriedigende Ergebnisse.
Nachteile:
Durch die Dauerbeleuchtung wird die Sauerstoffproduktion der Wasserpflanzen oft so stark erhöht, dass viele Bläschen aufsteigen. Auf den Fotos ist dies mitunter zu sehen und kann das Gesamtbild stören.
Fotografieren mit Blitz
Sehr sinnvoll in der Aquarienfotografie ist das sogenannte entfesselte Blitzen. Dabei wird zum Beispiel ein gängiger externer Aufsteckblitz verwendet, der aber nicht auf der Kamera installiert wird. Mit einem passenden TLL-Kabel werden Blitzgerät und Kamera miteinander verbunden. Die Kamera wird mit einem Stativ vor dem Aquarium positioniert, der Blitz dann über dem Aquarium. Hierzu ist ein passendes Blitzstativ mit Galgen eine Anschaffung wert. Deutlich günstiger als Blitzstative aus dem Fotobedarf ist für solche Zwecke ein Mikrofongalgenstativ und ein Reduziergewinde von 3/8" Innengewinde auf 1/4" Außengewinde aus dem Musikalienhandel.
Mit der Position des Blitzes muss man ein wenig experimentieren. So nimmt die Höhe Einfluss auf die Gesamtausleuchtung, ein Neigungswinkel nach hinten beleuchtet stärker den Hintergrund und die Rückscheibe. Damit das Licht des Blitzes nicht zu hart wirkt, sollte man den Lichteinfall weicher gestalten. Viele Aufsetzblitze haben eine Diffusorscheibe zum Ausklappen, deren Einsatz das Licht besser streut.
Hier wurde ein externer Blitz verwendet. Der ISO-Wert ist nun mit 100 so gering wie möglich. Die Lichtleistung ist deutlich erhöht, gut erkennbar an bereits sogar überbelichteten Arealen (Hintergrund und Triebspitzen der Pflanzen). An der Kamera lässt sich die Leistung des Blitzes noch feinjustieren. Durch das Streulicht des Blitzes entstehen nun Reflexionen an der Frontscheibe. Dies lässt sich aber durch den Einsatz eines Fotorahmens aus schwarzer Pappe oder einer Softbox noch optimieren.
Fazit
Vorteile:
Gute Ergebnisse.
Nachteile:
Leider reicht ein Blitz nicht aus, um ein größeres Aquarium (mehr als 60 cm Kantenlänge) gut auszuleuchten. Hier muss man auf mehrere Blitze aufrüsten, die man aber per "Master & Slave"-Prinzip zusammen ansteuern kann. Dabei stellt der verkabelte Blitz den Master dar, welcher mit den Slave-Blitzen auf Infrarot-Basis kommuniziert.
Fotografieren mit Blitz und Softbox
Blitze sorgen in der Regel für eine punktuelle Ausleuchtung, was nicht immer erwünscht ist. In der Aquarienfotografie entstehen dadurch oft überbelichtete Zonen in der oberen Bildhälfte, in der Nähe der Wasseroberfläche, während es in Bodennähe Schattenzonen gibt. Abhilfe schafft hier die Verwendung einer Softbox. Diese mildert das Licht des Blitzes ab und sorgt für eine flächigere Ausleuchtung. Für eine optimale Ausrichtung ist ein entsprechendes Galgenstativ vonnöten.
Für den kleinen Geldbeutel lassen sich Softboxen auch als Do-it-yourself-Variante basteln, zum Beispiel aus einem mit Alu-Folie ausgekleideten Umzugskarton. Dieser sollte ungefähr die gleiche Grundfläche haben wie das Aquarium. Die Innenwände der Softbox werden komplett mit Alu-Folie (oder anderem, ähnlich reflektierenden Material) ausgestattet.
Die Softbox sorgt für spürbar weniger Überbelichtung und Reflexionen durch Streulicht. Die Lichtleistung und Ausleuchtung bleiben aber in einem sehr guten Bereich, der ISO-Wert liegt auch hier bei 100.
Fazit
Vorteile:
Sehr gute Ergebnisse.
Nachteile:
Etwas kostenintensiver. Leider reicht ein Blitz nicht aus, um ein größeres Aquarium (mehr als 60 cm Kantenlänge) gut auszuleuchten. Hier muss man auf mehrere Blitze samt Softboxen aufrüsten.