Die schönen bunten Zwerggarnelen erfreuen sich immer noch steigender Beliebtheit. Gerade in Pflanzenaquarien und Aquascapes sind die kleinen Aufwuchsfresser gern gesehene Gäste, kümmern sie sich doch um alle möglichen Biofilme, darunter auch um aufkeimende Algenbeläge. Grundsätzliches zur Garnelenhaltung im Aquarium könnt ihr in diesem Artikel nachlesen. Nicht jede Garnelenart passt jedoch unbedingt in ein Pflanzenaquarium.
Zwerggarnelen im Pflanzenaquarium?
Zwerggarnelen sind eine relativ uneinheitliche Gruppe. Es gibt darunter Tiere, die für ein Pflanzenaquarium überhaupt nicht in Frage kommen: die Garnelen aus den Alten Seen auf Sulawesi beispielsweise sind zwar farblich ausgesprochen attraktiv, jedoch benötigen sie ganz spezielle Wasserwerte, sehr sauberes Wasser mit möglichst wenig Nitrat (NO3) und Phosphat (PO4) und vor allem Temperaturen, die die meisten Pflanzen nicht vertragen. In einem Aquascape haben Sulawesi-Garnelen wie die Kardinalsgarnele (Caridina dennerli), die Harlekingarnele (Caridina woltereckae) und die Blaufußgarnele (Caridina caerulea) erst recht nichts verloren, zu stark wäre man hier in der Düngung und aufgrund der benötigten Temperaturen von knapp 30 °C auch bei der Pflanzenauswahl eingeschränkt.
Caridina dennerli - Copyright by Chris Lukhaup
Auch Züchtungen wie Pintogarnelen und Boa Shrimps sehen zwar spektakulär aus, sie eignen sich dennoch ebenfalls nicht unbedingt für klassisch betriebene Pflanzenbecken und Aquascapes, zum einen, weil die Stämme noch stark selektiert werden müssen, bis die Zeichnung gefestigt ist (was in einem gut bepflanzten Aquarium aus rein praktischen Gründen fast nicht machbar wäre), zum anderen, weil diese Garnelen insbesondere auf Nitratwerte ab 5-10 mg/l bereits mit Fehlhäutungen reagieren.
Blue Boa, eine Caridina-Hybridzüchtung - Copyright by Chris Lukhaup
Nitrat hemmt bei diesen Hochzuchtgarnelen die Aufnahme von Jod besonders stark. Da Jod unbedingt zur Bildung des Häutungshormons gebraucht wird, wirkt sich Nitrat in einem Aquarium mit Hochzuchtgarnelen ganz besonders schädlich aus. Viele anspruchsvollere Wasserpflanzen benötigen jedoch einen etwas höheren Nitratwert, daher passen ihre Ansprüche nicht unbedingt zu denen von Hochzuchtbienengarnelen.
Die schwarz-transparent, schwarz-blau oder rot-transparent gestreiften Tigergarnelen (Caridina mariae) und die rot-weiß und schwarz-weiß gemusterten Standard-Bienengarnelen (Caridina logemanni), auch Red Bee oder Black Bee genannt, sind nicht ganz so empfindlich und vertragen Nitratwerte zwischen 10 und 25 mg/l. Diese schönen Garnelen passen sehr gut in grüne Pflanzenaquarien. Sie stammen ursprünglich aus Habitaten mit eher weichem bis sehr weichem Wasser, und sie mögen auch im Aquarium gerne Wasser mit einer niedrigen Karbonathärte, was auch vielen Aquarienpflanzen entgegenkommt.
Rote und Schwarze Bienengarnelen der Art Caridina logemanni - Copyright by Chris Lukhaup
Es gibt neben Bienengarnelen und Tigergarnelen aber auch noch die recht robusten Farbvarianten aus der Gattung Neocaridina. Im Hobby haben sich die Arten Neocaridina davidi und Neocaridina palmata etabliert. Anders als Bienengarnelen und Tigergarnelen stammen diese Neocaridina nicht ausschließlich aus klaren, sauberen Bächen, sondern auch aus stehenden Gewässern wie Teichen und Tümpeln. Sie kommen daher mit deutlich höheren Nitratwerten klar (bis 40 mg/l) und sie sind auch hinsichtlich der Wasserhärte nicht empfindlich, von weich bis hart ist alles möglich.
Neocaridina gibt es in allen möglichen Farbschlägen, von rot und orange über grün bis zu schwarz, schokobraun, blau und gelb ist hier alles dabei. Viele Weibchen haben einen helleren Rückenstrich, und es gibt von nahezu allen Farbschlägen auch eine Rili-Variante. Diese Tiere zeichnen sich bei ansonsten deckender Farbe durch transparente Bereiche in der Körpermitte aus. Bitte beachtet, dass beim Vermischen der verschiedenen Neocaridina-Farbschläge im Nachwuchs wildfarbene, also überwiegend transparente, dunkel gemusterte Garnelen auftreten können. Will man die Farben rein erhalten, sollte man daher keine bonbonbunte Mischung ins Aquarium einsetzen, auch wenn das natürlich erst einmal richtig toll aussieht.
Bunte Mischung von Neocaridina davidi - Copyright by Chris Lukhaup
In Aquascapes und Pflanzenaquarien kommen gerne Soils wie der ADA Aquasoil Amazonia zum Einsatz, weil sie durch ihre Fähigkeit, Ionen zu tauschen, das Wasser weicher und damit für die Pflanzen geeigneter machen. Grundsätzlich ist dieses Prinzip auch für ein Garnelenaquarium mit Pflanzen eine gute Idee. Führt man hier nun allerdings den wöchentlichen Wasserwechsel mit hartem Leitungswasser durch, wie man es in einem Pflanzenbecken ohne Garnelen tun würde, sorgt man für ziemlich starke Schwankungen bei den Wasserwerten. Während dies den Wasserpflanzen recht egal ist, nehmen Garnelen solche abrupten Veränderungen sehr übel und reagieren darauf häufig mit Häutungsproblemen. Hier ist es also auf jeden Fall ratsam, von Anfang an mit angepasstem Wasser zu arbeiten, um Schwankungen zu vermeiden. Unterscheidet sich das Leitungswasser zu stark von den Wasserwerten im Aquarium, sollte man auf Osmosewasser oder vollentsalztes Wasser zurückgreifen und dieses Wasser dann mit einem beispielsweise für Bienengarnelen geeigneten Aufhärtesalz auf die entsprechenden Wasserwerte bringen. Diese Aufhärtesalze sollten natürlich immer passend zur gehaltenen Garnelenart ausgewählt werden. Sie sind ausgesprochen benutzerfreundlich in der Anwendung und werden dem Wechselwasser einfach außerhalb des Aquariums zugegeben und kurz eingerührt.
Soils speziell für Garnelen, wie beispielsweise der Dennerle Shrimp King Active Soil sind nicht vorgedüngt und können schneller besetzt werden, haben im laufenden Aquarium aber dieselbe Funktion wie zum Beispiel der für bepflanzte Aquarien oft verwendete ADA Aquasoil Amazonia. Die sogenannten Pflanzensoils geben oft anfangs viel Ammonium (NH4) ans Wasser ab, hier sollten erst dann Garnelen eingesetzt werden, wenn die Ammoniumwerte wieder dauerhaft im Normbereich von unter 0,25 mg/l liegen.
Algenfresser par excellence
Die Amanogarnele, Caridina multidentata - Copyright by Chris Lukhaup
Neben den bunten Zwerggarnelen gibt es dann auch noch die "Allzweckwaffe" gegen Algen: die Amanogarnele (Caridina multidentata), vormals auch als Yamato-Garnele bekannt. Sie wurde durch Takashi Amano berühmt gemacht, und sie heißt sogar mittlerweile nach ihm. Sie ist zwar nicht bunt, aber auf andere Weise einmalig. Amano setzte diese in Japan wild vorkommende, relativ groß werdende, sehr unempfindliche Garnele ausgesprochen gern in seine Naturaquarien ein, weil sie hervorragende Algenfresser sind. Anders als die kleineren Zwerggarnelenarten fressen die robusten Amanogarnelen nämlich nicht nur aufkeimende Algenbeläge, sie greifen auch bei ausgewachsenen Fadenalgen kraftvoll zu. Da Caridina multidentata jedoch mit bis zu 3,5 cm sehr groß wird und ausgesprochen schwimmfreudig ist, passt sie nicht in Nanoaquarien und kleine Cubes. Die Amanogarnele braucht schon ein Becken mit einer Kantenlänge von mindestens 60 cm oder mehr. Haben die kleinen Clowns Platz, machen sie den "Mangel" an Farbe durch ihr ausgesprochen interessantes Verhalten mehr als wett.