Das Bachlauf-Aquarium
Ein Biotop mit viel Strömung

Ein Bauchlauf-Aquarium ist im Prinzip ein Biotop-Aquarium, welches die Bedingungen eines in der Regel schnell fließenden Gewässers simuliert. In solch strömungsreichen Gewässern sind oft Schmerlen oder Grundeln zu Hause. Die Temperaturen sind hierbei häufig etwas niedriger als bei der Haltung tropischer Zierfische, deswegen gibt es auch viele Gemeinsamkeiten mit einem Kaltwasser-Aquarium.
Wird in der Tat viel Strömung für die Bewohner verlangt, sollte man einen leistungsstarken Filter wählen. Deutlich gezielter kann die Wasserbewegung aber mit einer Strömungspumpe realisiert werden, die in einem Bach-Aquarium häufig in Bodengrundnähe platziert wird. Für bodenorientierte Fische wie Grundeln oder Flossensauger kann dadurch in dieser Zone die nötige Strömung erzeugt werden. In Aquarien bieten sich vor allem Formate an, die über eine stattliche Länge, aber nur geringe Höhe verfügen, um einen Bachlauf zu imitieren. Die Strömung ist dann von der einen zur anderen Seite des Aquariums gerichtet.
Wir stellen das Bachlauf-Aquarium (auch gerne Strömungsbecken genannt) hier einmal genauer vor.

Wasserwerte im Bachlauf-Aquarium

Wasser

Meist werden in der Aquaristik asiatische Klarwasser-Biotope nachgebildet, um ein Bachlauf-Aquarium darzustellen. Das Wasser in den Habitaten ist oft eher kühl (daher auch der Bezug zum Kaltwasser-Aquarium), sauerstoffreich und mit wenig Keimen und Schadstoffen belastet. Eine stärkere Strömung ist in der Regel notwendig, dies haben wir eingangs bereits beschrieben. Ein entsprechend leistungsstarker Filter sorgt hier einerseits für die nötige Wasserbewegung, andererseits auch für sauberes und klares Wasser. Dies sollte durch regelmäßige Pflege-Arbeiten wie große Wasserwechsel unterstützt werden. Wie man sich nun genau in Bezug auf Parameter wie den pH-Wert, Karbonathärte und Gesamthärte festlegt, hängt dann noch genauer vom individuell gewählten Besatz ab. Für viele asiatische Grundeln, Schmerlen und Flossensauger ist das Wasser hier eher weich bis mittelhart, mit einem pH um 7. Wichtig für solche Bachbewohner ist aber die richtige Haltungstemperatur, welche oft unter 25 °C liegt. Mitunter ist dann im Sommer eine entsprechende Kühlung des Aquariums notwendig. Manche Arten tolerieren auch jahreszeitliche Schwankungen, beziehungsweise diese sind sogar notwendig, um die Fortpflanzung der Tiere zu stimulieren.

Wasserpflanzen im Bachlauf-Aquarium

In der Regel sind solche schnell fließenden Biotope kaum oder gar nicht mit Wasserpflanzen versehen. Ein Bachlauf-Aquarium benötigt daher nicht unbedingt Aquarien-Pflanzen, obwohl diese natürlich das Aquarium sehr bereichern können. Auch in solch einer Art von Aquarium können Wasserpflanzen eine wichtige biologische Rolle einnehmen. Sie verbessern die Wasserqualität durch den Abbau von Nährstoffen, sind Sauerstofflieferant und bieten den Tieren gute Versteckmöglichkeiten. Überlegt man, Aquarienpflanzen in solch einen Bachlauf einzusetzen, gilt es darauf zu achten, dass die Pflanzen die Umstände gut verkraften. Insbesondere die teilweise niedrigen Temperaturen und die hohe Strömung sollten bei der Wahl der Pflanzen berücksichtigt werden. Oft kommt in solchen Aquarien auch keine CO2-Anlage zum Einsatz, um den Tieren die Atmung nicht unnötig zu erschweren. Zumal solche Strömungsbecken auch eher spärlich und mit eher anspruchslosen Pflanzen ausgestattet sind.
Sehr gut eignen sich sich zum Beispiel Moose, die auch die kühleren Temperaturen sehr gut verkraften. Darunter fällt zum Beispiel das sogenannte Sichelmoos (Drepanocladus aduncus), welches auch in Mitteleuropa vorkommt und daher kühlere Gradzahlen gut verträgt. Das Moos lässt sich gut an Steinen fixieren, um somit der Strömung standzuhalten. Es ist ein eher längliches Moos mit wenigen Verzweigungen, welches eher aufrecht im Wuchs ist.
Das Ufermoos (Leptodictyum riparium) ist ein sehr gut anhaftendes Moos und daher ideal für ein Strömungsbecken. Es ist einfach zu halten und hat kein Problem mit kälteren Temperaturen. Dieses hübsche Moos wächst mit recht länglichen grünen Trieben.
Auch einige Vallisnerien-Arten, wie etwa die Riesenvallisnerie,Vallisneria australis, kann man gut in ein Strömungsbecken oder Bachlauf-Aquarium einsetzen. Diese Wasserpflanze ist recht einfach zu halten, schnellwüchsig und kann recht stattliche Wuchshöhen erreichen. Die länglichen grasartigen Triebe wiegen sehr schön in der Strömung und schaffen einen naturnahen Eindruck der Bepflanzung.
Die sogenannten Moosbälle sind eigentlich eine Grünalgen-Art, die gerne als dekoratives Element in Süßwasser-Aquarien verwendet wird. Man sagt, ihre rundliche Form entsteht in der Natur durch die formgebende Strömung eines Fließgewässers. Zudem sind Moosbälle äußerst anspruchslos und daher ideal für ein Bachlauf-Aquarium.

Fontinalis antipyretica var. gigantea

Auch sogenannte Quellmoose wie Fontinalis antipyretica oder Fontinalis antipyretica var. gigantea bieten sich für ein Bachlauf-Aquarium an. Sie vertragen gut kältere Temperaturen und sind robust und anspruchlos.

Weitere Tipps zur Bepflanzung eines Bachlauf-Aquariums findest du ebenfalls in unserem Artikel über Kaltwasser-Pflanzen.

Bodengrund im Bachlauf-Aquarium

Bachbodengrund

In den typischen Bachlauf-Biotopen schnellfließender Gewässer ist der Boden oft sandig bis kiesig. Abhängig von der Strömung bilden sich Zonen mit unterschiedlichen Korngrößen. Ein Bachlauf-Aquarium, welches hier mit verschiedenen Körnungen arbeitet, wirkt daher oft sehr natürlich. Die Bandbreite reicht hierbei von feinem Sand (vor allem für ruhige Zonen), über Kies, bis hin zu Grob-Kies und kleinen Steinen, die bereits einige wenige Zentimeter groß sind. Der Aquarianer kann hierbei auf verschiedene Sande und Kiese, sowie kleineres Hardscape zurückgreifen, um für eine naturnahe Einrichtung zu sorgen.

Dekoration im Bachlauf-Aquarium

Steine im Bach

Orientiert an den Klarwasser-Bächen schnellfließender asiatischer Gewässer spielt Wurzelholz hier bei der Wahl der Dekoration keine große Rolle. Viel mehr kann man hier in der Gestaltung den Fokus auf Gestein legen, um ein solches Biotop naturnah nachzugestalten. Flache Steine in verschiedenen Größen und Körnungen bieten einen schönen Übergang zum tatsächlichen Bodengrund und können die Zone des Bachbettes darstellen. Größere Steine an den Rändern und solitär platziert lenken dabei den Strom des Wassers, sorgen aber auch für natürliche Verwirbelungen und auch Ruhezonen mit weniger Strömung. Für sehr üppige Stein-Aufbauten in großen Aquarien kann hierbei auf künstliches Gestein ausgewichen werden (etwa von Back to Nature), um vor allem Gewicht einzusparen.

Bewohner im Bachlauf-Aquarium

Rhinoboius Grundel

Rhinogobius mizunoi, Quelle und Copyright: Seotaro über Wiki Commons - Eigenes Werk, Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Vor allem Süßwasser-Grundeln sind ideale und interessante Bewohner für ein Strömungsbecken. Hier sind Arten aus Asien in der Aquaristik üblich, etwa Grundeln der Gattungen Rhinogobius oder Stiphodon. Es sind oft sehr farbenprächtige Tiere mit einen länglichen dünnen Körper. Sie besitzen außerdem ein interessantes Sozialverhalten. Oft sind Grundeln revierbildend und beobachten die Umgebung von einem exponierten Stein aus. Gerade mit Artgenossen gibt es dann schonmal ein paar Auseinandersetzungen. Für eine Gruppe dieser Tiere sollte das Aquarium daher genügend groß und gut strukturiert sein. Oft sind Grundeln Aufwuchsfresser, benötigen aber auch fleischliche Zukost, da es keine typischen Algenfresser sind.

Flossensauger

Prächtig anzusehende Gruppentiere sind die sogenannten Flossensauger, welche recht flache Plattschmerlen mit breiten und zum Boden orientierten Flossen darstellen. Das kräftige Saugmaul sorgt für den nötigen Halt in der Strömung und dient zur Nahrungsaufnahme durch das Abschaben der Biofilme auf zum Beispiel flachen Steinen. Flossensauger sind jedoch keine Algenfresser, sondern ernähren sich eher von den Kleinstlebewesen, die in den Biofilmen leben. Es sind gesellige Tiere, die in einer Gruppe gehalten werden sollten. Eher kühlere Haltungstemperaturen und eine gute Strömung im Aquarium sind gute Bedingungen für diese putzigen Bodenbewohner.

Vor allem in letzter Zeit sind die kontrastreichen Panda-Schmerlen in der Aquaristik populär geworden. Auch dies sind recht flache und schmale Bodenbewohner, die zudem sehr gesellig sind. Die typische schwarz-weiße Färbung von Protomyzon pachychilus ist sehr markant, aber in der Regel nur bei juvenilen Tieren vorhanden. Mit dem Alter verschwindet diese Ausfärbung ein wenig. Pandaschmerlen können in einer Gruppe gehalten werden und benötigen klares und sauerstoffreiches Wasser mit viel Strömung. Sie sind daher eine ideale Besetzung für ein Strömungsbecken. Sandiger bis feinkiesiger Bodengrund, sowie viele Versteckmöglichkeiten bieten den Tieren eine optimale Umgebung. Sie ernähren sich in der Regel vom Aufwuchs, fressen aber liebend gerne auch fleischliche Kost in Form von Lebend- oder Frostfutter.

Atyopsis gabonensis

Fächergarnele ( A. gabonsensis). Copyright by Chris Lukhaup.

Auch im Bereich der Wirbellosen gibt es interessant Bewohner für ein Bachlauf-Aquarium. Dazu zählen zum Beispiel Fächergarnelen wie etwa Atyopsis moluccensis, die Molukken-Fächergarnele. Diese können mit einer Länge von 10 cm auch recht groß werden. Recht bedeutsam ist ihre Nahrungsaufnahme, denn die Fächergarnelen sind sogenannte Filtrierer. Mit ihren Fächern fangen sie Nahrungspartikel aus dem strömungsreichen Wasser. Daher ist ein strömungsreiches Aquarium für diese Tiere von großer Bedeutung. Als Futter bietet sich passendes Staubfutter an. Eine Nachzucht ist leider nicht gut möglich, da die Larven hierfür Brackwasser benötigen.