Vor allem noch nicht so erfahrene Aquarianer lassen sich nach einer Neueinrichtung ihres Aquariums verunsichern, wenn sie auf den Wurzeln weiße Beläge entdecken. Was ist das, Schleim oder Schimmel? Und vor allem: Ist es gefährlich? In diesem Beitrag klären wir über diese seltsamen Gebilde auf.
Weißer Schleim auf der Wurzel
Weiße, hell bräunliche oder gräuliche schimmelartige Beläge mit schleimigem oder flauschigem Aussehen sind in Wahrheit kein Schimmel, sondern Ansammlungen von Bakterien. Oft wird dieses Phänomen daher Bakterienrasen oder Bakterienflaum genannt. Man kann ihn vorzugsweise auf frischen Wurzeln in einem neu eingerichteten Aquarium beobachten. Generell ist dieser Schleim nicht als gefährlich für die Bewohner im Aquarium zu betrachten. Er tritt hauptsächlich an Holzoberflächen auf, in seltenen Fällen findet man ihn auch an Wasserpflanzen.
Häufig handelt es sich bei den wattigen bis fädigen Bakterienbelägen um Sphaerotilus natans. Hier handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die auch als Abwasserpilz bezeichnet werden - obwohl sie kein Pilz sind. Sie ernähren sich von organischen Nährstoffen, die sich nahe der Oberfläche im Holz von frisch ins Aquarium eingebrachten Wurzeln befinden. Das Phänomen kann man recht häufig bei neu eingerichteten Aquarien-Layouts in der sogenannten Einfahrphase beobachten. In der Regel erledigt sich das "Problem" nach kurzer Zeit von selbst, nämlich dann, wenn den Bakterien keine Nährstoffe im Holz mehr zur Verfügung stehen. Dann geht der Befall von alleine zurück.
Mehr oder weniger ist dieser Umstand auch stark von der verwendeten Holzsorte abhängig. Kompakte Arten wie Mangrove oder Kienwurzel neigen deutlich weniger zur Bildung von Bakterienrasen als zum Beispiel filigranere Sorten wie Rote Moorwurzel oder Talawa.
Entfernung und Bekämpfung von Bakterienflaum auf Wurzeln
Obwohl diese bakteriellen Beläge keine Gefahr für die Bewohner darstellen, eine optische Unschönheit sind sie allemal. Im klassischen Fall einer Neueinrichtung und dem Auftreten des Schleims im Rahmen der Einfahrphase handelt es sich oft um ein Problem, was mit der Zeit von selber verschwindet. Mitunter tritt dieses Bakterium aber auch über längere Zeit verteilt immer wieder auf oder erscheint auf einmal in Aquarien, die bereits eine längere Standzeit haben. Auch ungünstig: Das Auftreten in Ausstellungsbecken, die extra für eine Messe oder ähnliches aufgestellt wurden. Dann möchte der Aquarianer diese Beläge zunächst einmal einfach loswerden. Oft kann man einen Bakterienflaum zum Beispiel mit einer Zahnbürste etwas abschrubben, mitunter sitzt Bakterienrasen je nach der Art von Mikroben, die ihn ausmacht, allerdings recht fest am Untergrund. Hier ist dann der Einsatz einer scharfen Klinge oder ein Metallschwamm notwendig, um diese zu entfernen.
Als natürliche Fressfeinde eignen sich vor allem wirbellose Aquarientiere wie Garnelen und Schnecken, welche diese Bakterienbeläge mit Freude vertilgen. Oft zählen diese Wirbellosen zum Erstbesatz eines Aquariums und sind ein Grund mehr dafür, dass der Bakterienfilm im Rahmen der Einfahrphase dann verschwindet. Aber auch Saugwelse wie Otocinclus- oder Ancistrus-Arten sehen diese Art von Biofilm als Nahrung an.
Ursachenbekämpfung
Tritt solch ein Bakterienrasen in einem bereits länger laufenden Aquarium auf und verschwindet er vor allem nicht mehr von alleine, kann die Ursache woanders liegen - dann ist der Bakterienrasen ein Hinweis auf ein Vorhandensein von übermäßigen Nährstoffen. Mitunter kann der Grund für sein Auftreten eine bisher unbemerkte organische Belastung sein. Gibt es Faulstellen im Bodengrund des Aquariums, gammelt eine Pflanze oder liegt irgendwo ein verendetes Tier, das noch nicht gefunden wurde? Liegt die letzte Filterreinigung schon sehr lange zurück? Sämtliche bereits im Aquarium befindlichen Wurzeln sollten in einem solchen Fall auf Faulstellen untersucht werden.
Eine Erhöhung des Redox-Potentials im Aquarium kann bei der Bekämpfung des Bakterienrasens hilfreich sein, weil dann die organische Belastung besser abgebaut wird. Entsprechende Hilfsmittel wie ein Oxydator oder ein Twinstar-Sterilisator erhöhen zudem den Sauerstoffeintrag und reduzieren die Keimbelastung im Aquarienwasser.
Schimmel auf der Wurzel
"Richtiger" Schimmel taucht auf Hölzern unter Wasser im Prinzip gar nicht auf, da sich die Echten Schimmelpilze in diesem Lebensraum überhaupt nicht wohl fühlen. Stark gefährdet ist hingegen der Übergangsbereich von Wasser zu Luft. Nach der DIN EN 335-1 liegt in diesem Bereich sogar eine sehr hohe Gefährdungsstufe vor, was Holzbauteile angeht. Auch in einem Aquarium, in dem Wurzelteile aus dem Wasser ragen, kann es an diesen Stellen zu Schimmelbildung kommen, oder aber in Winkeln und Ritzen unter der Aquarienabdeckung im Kondenswasserbereich.
Hier kann typischer weißer oder grünlicher Flaum entstehen, wie man ihn von Schimmelbefall auf Lebensmitteln kennt. In der Regel ist der Befall im Aquarium ein zeitlich begrenztes Problem, welches sich durch simples Abschaben relativ leicht in den Griff kriegen lässt. Eine große Gefahr für die Aquarienbewohner sollte hier auch nicht bestehen. Sind die Nährstoffe aufgebraucht, verschwindet auch der echte Schimmel von selbst wieder.
In Aquascapes mit aus dem Wasser ragenden Wurzeln beugt eine regelmäßige Flutung dieser Zonen (sprich eine leichte Erhöhung des Wasserstandes) zudem einer Schimmelbildung vor.