In diesem Einrichtungsbeispiel für ein Aquarium mit 60 cm Kantenlänge möchten wir euch eine Gestaltung mit Wurzelholz vorstellen. In der Naturaquaristik nennt man diesen Stil "Ryoboku", ein Begriff aus dem Japanischen, der sich auf Wurzelholz bezieht. Die Layoutgrundform dieser Gestaltung ist ein die sogenannten U-Form, mit einer freien Gasse im linken Drittel. Wir gehen nun genauer und Schritt für Schritt auf die Einrichtung dieses Aquariums ein.

Step by Step Tutorial Ryoboku 60 cm

Ausgangspunkt für dieses Aquascape ist ein Becken mit 60 cm Kantenlänge und einer Höhe von 36 cm und kann daher sehr gut in der populären Aquariengröße 60-P des Herstellers ADA umgesetzt werden.

Als erstes wird die unterste Schicht des Bodengrundsystems eingebracht. Hierbei handelt es sich um JBL Volcano Mineral, ein poröses Lava-Substrat, welches die Durchflutung der unteren Bodenschichten fördert und eine große Besiedlungsoberfläche für nützliche Bakterien liefert.

Mit einem Sand Flattener werden hierbei im Sinne der Gestaltungsgrundlage einer U-Form zwei kleine seitliche Hügel angehäuft. Der vordere Bereich bleibt frei.

Als nächstes wird mit AQUARIO Neo Soil Compact Plant die Deckschicht eingebracht. Dieses Soil ist reich an Nährstoffen und beeinflusst aktiv die Wasserwerte, so dass weiches und saures Wasser entsteht. Dies wird von vielen Wasserpflanzen, Zierfischen und Wirbellosen bevorzugt.

Auch hier hilft der Einsatz des Sand Flatteners, um die Hügel an beiden Seiten zu modellieren. Das Soil wird mit einer Schichtdicke von mindestens ca. 4 cm über die komplette Bodenfläche verteilt.

Nun erfolgt das Einbringen der Wurzeln, in diesem Fall drei Stücke Rote Moorwurzel, welche per Kabelbindern an Drachensteinen verankert sind. Die verbundenen Steine verringern den Auftrieb des Holzes. Anschließend wird noch etwas Soil nachgeschüttet, um den kompletten Aufbau besser zu stabilisieren.

Nun beginnt die Bepflanzung. Zunächst wird mit einer Sprühflasche sämtliche Einrichtung mit genügend Feuchtigkeit versehen. Anschließend beginnen wir mit dem Setzen der Bodendecker, in diesem Fall Hemianthus callitrichoides "Cuba" und Eleocharis sp. 'Mini'.

An strategisch wichtigen Stellen (Soilabhänge mit viel Gefälle zwischen den Wurzeln) platzieren wir verschiedene mittelgroße Cryptocorynen. Diese stabilisieren mit ihren langen Wurzeln im Laufe der Zeit den Bodengrundaufbau.

Die Wurzeln werden mit verschiedenen Aufsitzerpflanzen versehen, wie etwa Bolbitis heudelotii, Javafarn 'Trident', Anubien und einige Bucephalandra. Diese werden einfach zwischen die Wurzeln in passende Ritzen geklemmt.

Im Hintergrund werden im Sinne eines Naturaquariums verschiedene Stängelpflanzen eingesetzt, hier Rotala colorata, Rotala sp. "Wayanad", Myriophyllum sp. "Guyana", Ammannia pedicellata 'Golden' und Ludwigia palustris "Super Red".

Die Bepflanzung ist fertig abgeschlossen, das Aquarium wird nun befüllt und die Technik angeschlossen. Gefiltert wird mit einem JBL e702 Außenfilter, der zusätzlich mit transparenten Schläuchen und entsprechender Glasware (Inflow: Aqua Rebell Glass Skimmer Small 13 mm, Outflow: Cal Aqua Labs Efflux F2 13 mm) ausgestattet ist. Da die Wurzeln in der Anfangszeit das Wasser braun färben können, befindet sich zusätzlich ein Beutel Purigen im Filter, der die Farbstoffe sowie organischen Abfall entfernt.

Selbstverständlich ist das Aquarium auch mit einer CO₂-Mehrweganlage versehen. Der Diffusor ist ein JBL direct Inlinediffusor, der in die Schlauchstrecke des Außenfilters integriert wird. Von daher ist im Aquarium keine störende Technik zu sehen. Zur Temperaturregelung wird ebenfalls ein externer Heizer eingesetzt. Abgerundet wird die Technik durch ein Glasthermometer und einen CO₂ Dauertest.
Als Beleuchtung für dieses Aquarium kommt eine Twinstar Light II S mit Acrylfüßen zum Einsatz.

Die Entwicklung

1. und 2. Woche

In den ersten zwei Wochen bildete sich am Wurzelholz ein typischer Bakterienrasen. Diese weißlich-schleimigen Beläge oder Polster sehen zwar unansehnlich aus, sind aber vollkommen harmlos. Nach dem Einsetzen erster wirbelloser Algenfresser wie Schnecken und Garnelen wird der Wurzelschleim von diesen nach und nach verzehrt. Mehr Informationen darüber findest du hier.

Da die eingesetzten Wasserpflanzen größtenteils schon submers waren, war das Wachstum entsprechend schnell. Nach zwei Wochen wurde hier bereits von den ersten Stängeln die Wasseroberfläche erreicht, so dass in kürzester Zeit der erste Rückschnitt ansteht.

Da das Soil in diesem frühen Stadium noch recht viele Nährstoffe abgibt, empfiehlt es sich, in dieser Zeit häufigere Wasserwechsel (täglich oder alle paar Tage) durchzuführen. Die Pflanzen werden in dieser Zeit über den Bodengrund sehr gut mit allen wichtigen Nährelementen versorgt, so dass eine zusätzliche Flüssigdüngung erst einmal nicht notwendig ist.

3. Woche

Ab der dritten Woche beginnt in einer Einfahrphase eines Aquariums erfahrungsgemäß die erste Bildung von Grünalgen. In diesem Einrichtungsbeispiel traten in dem Zeitraum nun kurze grüne Fusselalgen auf, die sich auf Pflanzen und Dekoration niederließen. Es ist zu erwarten, dass diese Algen zurückgedrängt werden, sobald die Pflanzenmasse weiter aufgeschlossen hat.

Da vor allem die Stängelpflanzen gut gewachsen sind, ist nun ein Rückschnitt fällig. Einige Kopfstecklinge wurden neu gesetzt, um noch mehr Fläche zu bepflanzen. Hier sieht man das Aquarium nun nach drei Wochen vor und nach dem Rückschnitt und einer ersten Säuberungsaktion. Die Wasserwerte ließen es nun auch zu, dass der erste Fischbesatz einziehen konnte.

4. Woche

Ab etwa einem Monat Standzeit wird der Besatz im Aquarium noch weiter aufgestockt. Das Soil gibt nun nicht mehr so drastisch Nährstoffe ins Wasser ab, so dass ab nun nur noch wöchentliche Wasserwechsel durchgeführt werden. Um die Pflanzen im Wachstum zu unterstützen, beginnt nun eine leichte Flüssigdüngung mit dem Aqua Rebell Mikro Basic Eisen, Makro Basic NPK und GH Boost N.

12. Woche

Nach rund 3 Monaten läuft das Aquarium nun sehr stabil und ist nahezu algenfrei. Die Pflanzen haben sich prächtig entwickelt und wurden bereits mehrmals zurückgeschnitten. Dies macht sich in einem wesentlich dichteren und buschigeren Wuchs bemerkbar. Auch der Bodendecker Eleocharis sp. 'Mini' hat sich im Vordergrund sehr gut verbreitet.

Bei soviel Pflanzenmasse sollte auch nach und nach die Flüssigdüngung angepasst und erhöht werden. Vor allem der Stickstoffbedarf der Aquarienpflanzen kletterte immer weiter nach oben, so dass die Zugabe des GH Boost N deutlich gesteigert werden muss.

16. Woche

Nach rund 4 Monaten und etlichen Rückschnitten der Pflanzen steht dieses Aquarium nun auf seinem Zenit, welcher nun in einem "Final Shot" festgehalten wird.

Die Stängelpflanzen hinten weisen nun einen extrem buschigen Wuchs auf und wirken sehr kompakt und voll. Man sieht in diesem Stadium auch deutlich, wie sehr das Hardscape mittlerweile von den Pflanzen verdeckt wird. Selbstverständlich kann dieses Layout auch nach dem "Final Shoot" noch weiter für viele Monate gepflegt werden. Jedoch war nun einfach ein perfekter Zeitpunkt für ein schönes Foto. Das Aquarium läuft nun äußerst stabil und Bewohner und Pflanzen erfreuen sich bester Gesundheit.

Aquascaper: Aram Schneider