Der goldene Schnitt ist ein Teilungsverhältnis von Längen oder Strecken, das vor allem in der bildenden Kunst, aber auch in der Architektur und sogar der Musik angewandt wird. Selbst in der Natur finden wir den goldenen Schnitt vor, zum Beispiel bei der Anordnung von Pflanzenblättern. Für das menschliche Schönheitsempfinden wirkt eine Anordnung nach diesem Prinzip besonders harmonisch. Auch in der Aquariengestaltung und insbesondere beim Aquascaping kann das Prinzip des goldenen Schnittes als Grundlage für die Strukturierung eines Layouts und das Setzen von Fokuspunkten verwendet werden. Die drei Gestaltungsgrundlagen im Aquascaping richten sich beispielsweise nach dem goldenen Schnitt.
Teilungsverhältnis
Im Prinzip wird eine Strecke nach folgender Regel geteilt: Das Verhältnis der größeren Teilstrecke (a) zur Gesamtstrecke (a+b) ist gleich dem Verhältnis der (b) kleineren Teilstrecke zur größeren (a). In unserem Header-Foto haben wir dies anschaulich dargestellt. In Zahlen ausgedrückt entspricht eine Einteilung nach dem goldenen Schnitt in etwa dem Verhältnis von 1:1,618. Betrachtet man typische Bildformate, etwa für Fotos oder Bildschirme, orientieren sich diese ebenfalls grob am goldenen Schnitt (zum Beispiel: 4:3 oder das Breitbildformat 16:9).
Versteht man die Frontscheibe eines Aquariums als Bildfläche, lässt sich auch diese nach den Regeln des goldenen Schnittes einteilen. Dadurch entstehen vier Linien, welche die Gesamtfläche in neun kleinere Areale einteilen. An den Punkten, an denen sich zwei Linien kreuzen, können bevorzugt blickfangende Objekte wie schöne Wasserpflanzen oder herausstechendes Hardscape wie Steine und Wurzeln platziert werden.
Die Drittel-Regel
Die sogenannte Drittel-Regel ist im Prinzip eine rechnerisch vereinfachte Interpretation des goldenen Schnittes. Sie wird oft bei der Bildgestaltung in der Fotografie angewandt. Dabei wird ein Bild gedanklich in neun Abschnitte aufgeteilt, dazu werden jeweils zwei horizontale und vertikale Linien gezogen, sodass - anders als beim klassischen goldenen Schnitt - alle Teile gleich groß sind. Eine einzelne Linie wird demnach genau in Drittel eingeteilt (daher der Name). Das folgende Beispiel zeigt ein Raster der Drittel-Regel, das über ein Aquarienlayout gelegt wurde. Man erkennt, wie der Sandpfad die Aufbauten links und rechts ungleich auftrennt. Eine absolut gleichmäßige Aufteilung würde sehr mittig und künstlich wirken. Der Sandweg passiert zwar nicht exakt die linke vertikale Linie, eine tendenzielle Einteilung des Layouts in 1/3 zu 2/3 ist aber deutlich erkennbar.
Urheber des Bildes des Drittel-Regel-Rasters: Sub über Wikimedia Commons, Public Domain. Eingearbeitet in ein Aquascape von Aram Schneider.
Goldene Spirale
Die goldene Spirale ist ein weiteres, gut einsetzbares Hilfsmittel in der Bildgestaltung, das ebenfalls auf dem goldenen Schnitt basiert. Ihre Form kann durch aufeinanderfolgende Viertelkreise angenähert werden, welche sich um jeweils 90° drehen und immer um einen bestimmten Faktor kleiner werden. Man erhält dabei eine besonders harmonisch wirkende Spiralform, die an ein Schneckenhaus erinnert. Orientiert man sich mit Hilfe dieser geschwungenen Form, lassen sich Objekte und Fokuspunkte auf ganz eigene Weise in einem Bild platzieren oder Bildkompositionen überprüfen. Durch die besondere Form ist die Handhabung etwas dynamischer als beim klassischen Raster des goldenen Schnittes oder der Drittel-Regel. Natürlich kann man die goldene Spirale auch drehen oder spiegeln, um mit dieser Möglichkeit zu experimentieren.
Goldene Spirale. Urheber des Bildes: Wolfgang Beyer über Wikipedia.de - Eigenes Werk, Lizenz: CC BY-SA 3.0.
In folgendem Aquarien-Layout wird eine goldene Spirale angewandt, um die Harmonie und Linienführung dieser Komposition zu überprüfen. Es ist gut zu erkennen, wie der Wurzelbogen und -aufbau der äußeren Linie der goldenen Spirale folgt. Die dickeren Holzstücke im Vordergrund des rechten Hardscape-Aufbaus bilden dabei einen Fokuspunkt, worauf auch die inneren Linien der Spirale hindeuten.
Urheber des Bildes der goldenen Spirale: Icey über Wikimedia Commons, Public Domain. Eingearbeitet in ein Aquascape von Aram Schneider.
Anwendung, Setzen von Fokuspunkten
Bei einer Bildkomposition oder beim Erschaffen eines Aquarium-Layouts kann man die Raster des goldenen Schnittes, der Drittel-Regel oder der goldenen Spirale dazu nutzen, um die Räume im Aquarium aufzuteilen und festzulegen. Vor allen Dingen wird auf diese Weise vermieden, dass es zu starken Symmetrien kommt, welche unnatürlich, künstlich oder einfach langweilig und statisch wirken würden. Durch die Orientierung am goldenen Schnitt erscheint ein Bild wesentlich natürlicher, da der Aufbau weniger streng wirkt, oder, salopp gesagt, etwas krummer und schiefer aussieht.
Fokuspunkte, sprich hervorstechende Motive, werden beim Drittel-Regel-Raster oder dem des goldenen Schnittes gerne an einem der Schnittpunkte der sich kreuzenden Linien gesetzt. Bei der goldenen Spirale umschreibt das immer kleiner werdende Endstück der Spirale ein Areal, welches sich gut für die Platzierung eines Fokuspunktes eignet. Im Aquarium können dies zum Beispiel auffällige Wasserpflanzen oder Hardscape-Elemente wie besonders dramatisch wirkendende Aufbauten aus Wurzeln oder Steinen sein.
Quelle Header-Foto: Wikipedia.org, Public Domain.