Aquarien werden in der Regel künstlich durch eine Aquarium-Lampe beleuchtet, so dass das natürliche Tageslicht eigentlich keine Rolle spielt. Dennoch kann aber Sonneneinstrahlung gewisse Auswirkungen haben, auch wenn man das auf den ersten Blick gar nicht vermutet.
Tageslichteinfall
Entstehen auf einmal Algen im Aquarium (vor allem Grünalgen oder Cyanobakterien), ohne dass es nennenswerte Einflüsse in den Punkten Aquarientechnik, Düngung, Wasserwerte oder sonstige Änderungen in letzter Zeit gab, dann kann mitunter der Faktor Tageslichteinfall mit in die Untersuchungen zur Ursachenforschung einbezogen werden. Steht das Aquarium in Fensternähe? Kann im Laufe eines Tages Sonnenlicht von vorne, seitlich oder gar von hinten (zum Beispiel bei einem Raumteiler) auf das Aquarium treffen?
In der Tat wird der Einfluss der Sonneneinstrahlung auf das Aquarium oft unterschätzt, zumal es ja auch jahreszeitliche Schwankungen gibt. Vermehrt sich Algenwuchs aber dann in den Frühlings- und Sommermonaten (im Vergleich zum Herbst und Winter), dann ist dies ein Indiz dafür, dass Tageslicht eine Rolle spielen könnte. Hier können einige wenige Stunden Sonnenlicht schon ausreichen, um einen Effekt zu erzeugen. Beachten sollte der Aquarianer hier auch, dass die Sonne wandert und der Tageslichteinfall daher nicht immer zu jeder Zeit zu erkennen ist. Für eine genaue Analyse sollte man sein Aquarium den ganzen Tag über beobachten, um die Situation zu beurteilen.
Ein Beispiel von Tageslichteinfall mit Lux-Messungen
Dieses Beispiel-Aquarium ist ein Aquascape mit vielen langsam wachsenden Moosen und einer eher schwach eingestellten Beleuchtung, die folglich gut zu den Bedürfnissen der Wasserpflanzen passt. Es steht an einer Außenwand, welche in Richtung Süden zeigt. Links und Rechts davon befinden sich große Fenster, die viel Licht hereinlassen. Über den Tag betrachtet erreicht vor allem dann morgens über das linke Fenster recht viel Sonnenlicht die linke Seitenscheibe des Aquariums. Wandert die Sonne dann im Tagesverlauf weiter, reduziert sich deren Einstrahlung wieder, da nun die Wand im Weg ist. Gegen Abend hin erfolgt ein Lichteinfall dann vom rechten Fenster.
Folgende Lux-Messungen über den Tag verteilt sollen nun verdeutlichen, wie stark sich der Tageslichteinfall zu bestimmen Zeiten darstellen kann. Gemessen wurde das Sonnenlicht (blau) an der linken Seitenscheibe, die Beleuchtungsstärke der Aquarienlampe (orange) im Vergleich dazu knapp über der Wasseroberfläche.
Man kann deutlich erkennen, dass das einfallende Tageslicht einen gewissen Peak um 9.00 Uhr erzeugt, der allerdings nur wenige Stunden anhält. Bereits 2 Stunden weiter ist der Effekt wieder zu vernachlässigen. Die Aquarienlampe folgt übrigens einer programmierten Tageslichtsimulation mit Dimmphasen morgens und abends. Von daher ist hier eine gewisse Kurve zu erkennen. Zu erwarten ist auch, dass in den Abendstunden dann durch das rechte Fenster wieder Tageslichteinfall ins Aquarium stattfindet. Hier liegen in unserer Beispielmessung leider keine Messwerte vor.
In unserem Beispiel sorgte jedenfalls der kurze aber heftige Lichtfall durch die Sonne für ein verstärktes Wachstum von Grünalgen. Eine Dunkelkur von 14 Tagen schaffte es, diese wieder zu beseitigen. Um den Lichteinfall zu unterbinden, wurden beide Seitenscheiben mit schwarzer Pappe verdunkelt. Seitdem hat das Aquarium keine nennenswerten Algenprobleme mehr.
Gegenmaßnahmen
Zunächst einmal gilt es den Sonnenlichteinfall genau zu lokalisieren. Bedenke dabei, dass die Sonne den Tag über wandert und der Lichteinfall ins Aquarium sich auch ändern kann (Die Sonne wandert von Osten nach Westen).
Werden zum Beispiel bestimmte Bereiche wie die Seitenscheiben oder die Rückscheibe des Aquariums mit Sonnenlicht beleuchtet, kann man diese Areale zum Beispiel mit Rückwandfolie abkleben (Bei einer Aquarienrückwand ist dies eh aus optischen Gründen ein normales Vorgehen). Auch das Befestigen von recht dicker, möglichst lichtundurchlässiger Pappe ist eine gute Möglichkeit, die sich schnell und einfach umsetzen lässt.
Sind tatsächlich Bereiche der Frontscheibe betroffen, ist das Abkleben beziehungsweise Verdunkeln dieser Areale nicht wirklich eine Option, da sie ja die Sicht ins Aquarium für den Besitzer deutlich einschränken. In diesen Fällen könnte man etwas mit der Beleuchtungszeit und der Lichtintensität der Aquarienbeleuchtung gegensteuern, idealerweise mit einem Dimmer oder LED-Controller, der die Programmierung eines Tageslichtverlaufes zu lässt. Bei sonnenintensiven Stunden kann man so die Aquarium-Lampe deutlich herunterfahren. Das hat auch etwas Positives: Vor allem silbrige Fische glänzen unter (seitlich einfallendem) Sonnenlichteinfall nochmal in ganz besonderem Maße!