Soil-Bodengrund ist ein aktives Bodensubstrat für Aquarien und in verschiedenen Ausführungen von unterschiedlichen Herstellern erhältlich. Aktiver Soil bietet durch seine Fähigkeit, Kationen zu tauschen, eine Menge Vorteile für Pflanzenaquarien und Aquarien mit Garnelen, weil er für weiches und saures Wasser sorgt. In einem Aquarium mit Soil gilt es vor allem in der Einfahrphase einige Dinge zu beachten, auf die wir hier genauer eingehen wollen.
Die Funktionsweise von Soil
Soil-Bodengrund beeinflusst die Wasserwerte im Aquarium aktiv. Dies geschieht aufgrund seiner Fähigkeit, Kationen zu tauschen. Dadurch säuert Soil das Wasser in den Aquarien leicht an und macht es weicher. Soil als Kationentauscher entzieht dem Wasser Mineralien wie Calcium und Magnesium, wodurch die Gesamthärte reduziert wird. Im Gegenzug werden Wasserstoffionen vom Bodengrund freigesetzt. Dieser Vorgang lässt den pH-Wert und die Karbonathärte sinken. Ebenfalls können im Austausch Nährelemente für die Pflanzen im Aquarium freigesetzt werden, sofern es sich um einen nährstoffreichen Soil handelt. Die exakte Funktionsweise dieses speziellen Bodensubstrates für Aquarien haben wir hier in einem gesonderten Artikel genauer vorgestellt. Mit längerer Standzeit lässt der Effekt der Wasserstoffionenabgabe nach, die Kationentauschfähigkeit bleibt aber im Prinzip erhalten.
Verschiedenen Soiltypen
Dennoch ist Soil nicht gleich Soil. Zum einen gibt es unterschiedliche Arten für verschiedene Einsatzzwecke, zum anderen unterscheiden sich die Sorten von Hersteller zu Hersteller. Grundsätzlich gibt es auf der einen Seite Soil-Bodengründe, die reich an Nährstoffen sind und sich daher gut für bepflanzte Aquarien eignen. Auf der anderen Seite werden vor allem in der Garnelenzucht für Weichwassergarnelen (wie Bienengarnelen, Taiwaner und Hybridzuchten) gerne Soils verwendet, die zwar eine gute Kationentauschfähigkeit besitzen, aber arm an Nährstoffen sind. Diese sind für ein in der Regel kaum bis gar nicht bepflanztes Zucht-Aquarium schließlich nicht nötig und würden den wertvollen Hochzucht-Garnelen im Zweifel eher schaden. Eine Übersicht der verschiedenen Soil-Arten bei uns im Onlineshop findest du hier.
Im Folgenden möchten wir nun auf die Besonderheit eines mit Nährstoffen angereicherten Soil-Bodengrundes eingehen. Dieser kommt in einem Pflanzenaquarium zur Verwendung. Bei der Neueinrichtung eines Aquarien-Layouts sind einige Dingebeim Umgang mit diesem Bodengrund in der Einfahrphase zu beachten.
Tipps für die Einfahrphase eines Pflanzenaquariums mit Soil
Vor allem recht üppig mit Nährstoffen ausgestattete Soils wie der klassische ADA Aqua Soil Amazonia benötigen für die ersten Wochen eine spezielle Handhabung. Ist der Soil noch frisch, werden innerhalb kurzer Zeit recht viele Nährstoffe wie etwa Ammonium freigesetzt. Dieser Umstand trifft auf ein noch nicht stabiles Ökosystem mit noch geringer Pflanzenmasse und wenigen Bakterien, die für den Stickstoffkreislauf zuständig sind. Dieses Zusammentreffen kann Bedingungen schaffen, die ohne entsprechende Pflegemaßnahmen stark algenfördernd sind. Auch kann ein neuer Soil in dieser Anfangszeit aufgrund seiner erhöhten Kationentauschfähigkeit sehr aggressiv wirken und das Wasser insgesamt oder zumindest den Bodenbereich zu stark ansäuern. Verwendet man zudem eher weiches Ausgangswasser, besteht hier die Gefahr einer Übersäuerung oder gar eines Säuresturzes, welche Wasserpflanzen gerne mal damit quittieren, dass sie sich auflösen und zu Matsch zerfallen. Vor allem bestimmte Arten wie etwa Bucephalandra sind hierfür besonders anfällig (in diesem Artikel haben wir das Phänomen matschig werdender Aquarienpflanzen genauer beschrieben).
Wasserwechsel
Sowohl für die Nährstoffspitzen in der Anfangszeit als auch zum Bannen der Gefahr einer Übersäuerung gibt es ein klassisches Hilfsmittel, welches wir uneingeschränkt für ein Pflanzenaquarium mit Soil in der Einfahrphase empfehlen können: den Wasserwechsel. Dieser sorgt einerseits für den Austrag überflüssiger Nährstoffe und bringt (natürlich abhängig von der Beschaffenheit des Frischwassers) wieder neue Mineralien ein, welche den Effekt des Soils puffern können. Einige Hersteller empfehlen daher je nach Soil-Variante in den ersten Wochen sogar einen täglichen möglichst großen Wasserwechsel von 50 % oder noch mehr. Auch der temporäre Einsatz von speziellen Filtermedien wie zum Beispiel Aktivkohle kann in der Einfahrphase im Soilaquarium unterstützen und dem Wasser Nährstoffe entziehen. Steht das Aquarium einige Wochen, können die Wasserwechsel nach und nach reduziert werden, so dass man letzten Endes bei einem wöchentlichen Wasserwechsel angekommen ist.
Wasserhärte
Auch die Wasserhärte lässt sich mit Hilfe der Wasserwechsel regulieren. Zunächst einmal ist es wichtig, die Gesamthärte und Karbonathärte des Ausgangswassers zu kennen (diese Angaben findest du in der Trinkwasseranalyse deines Wasserversorgers). Beim Wasserwechsel dient die Frischwasserzufuhr dazu, eine Übersäuerung durch den Soilboden zu vermeiden. Eine Überwachung der Karbonathärte und Gesamthärte im Aquarienwasser mittels entsprechender Wassertests hilft in der ersten Zeit, den Überblick zu behalten. Vorzugsweise sollte die KH nicht auf 0 absinken und die GH idealerweise im Bereich von mindestens 6 °dGH bleiben. Die regelmäßigen und großen Wasserwechsel unterstützen hier also die Stabilität dieser Werte.
Natürlich hängt die Entwicklung der Wasserwerte sehr stark davon ab, wie das Ausgangswasser beschaffen ist. Man sollte kein vollkommen entmineralisiertes Wasser (etwa aus einer Osmoseanlage) verwenden, da dieses keinerlei Mineralien mitbringt und eine Übersäuerung deshalb sogar noch unterstützen kann. Zu hartes Ausgangswasser ist jedoch auch nicht ideal, da sich dann die Kationentauschfähigkeit des Soils sehr schnell erschöpft, und weil dann direkt nach dem Wasserwechsel in kurzer Zeit sehr viele Kationen getauscht und somit Nährstoffe freigesetzt werden (siehe dazu auch "Soil und hartes Leitungswasser"). Als guter Mittelweg hat sich relativ weiches Wasser mit einer zwar geringen, aber nachweisbaren Karbonathärte und einer Gesamthärte im Bereich von etwa 6 °dGH als günstig erwiesen. Folglich wird das Wasser im Aquarium mit Hilfe von passenden Aufhärtesalzen moderat aufgehärtet beziehungsweise durch Zugabe von Osmosewasser auf ideale Werte eingestellt. Einer etwaigen Übersäuerung wird dadurch entgegengewirkt, das Wasser ist jedoch nicht so mit Mineralien überladen, dass sich der Soil schnell erschöpfen kann.
SaltyShrimp - Shrimp Mineral GH/KH+, ein typisches Aufhärtesalz.
Diese Vorsichtsmaßnahme ist zeitlich begrenzt. Nach einigen Wochen sollte sich das Verhalten des Soils auf ein Normalmaß stabilisiert haben, und dann können auch die Hilfsmaßnahmen reduziert werden. Dies bedeutet: nach und nach weniger Wasserwechsel, etwaige adsorbierende Filtermedien wie Aktivkohle können aus dem Filter entfernt werden.
Tipps zur Vermeidung: der Dark Start
Um das Problem eines aggressiv wirkenden Soils in der Anfangszeit zu umgehen, hat sich im Aquascaping mehr und mehr der sogenannte Dark Start etabliert. Hierzu wird ein Aquarium mit Bodengrund und Dekoration (Hardscape) eingerichtet, geflutet und anschließend ohne Pflanzen und ohne Licht für ein paar Wochen betrieben. Das Aquarium wird lediglich gefiltert. Nach etwa vier Wochen wird das Becken dann bepflanzt und danach ganz normal mit Beleuchtung weiter betrieben. Eine genaue Anleitung dazu findest du hier.
Tipps zur Vermeidung: empfindliche Pflanzen
Vor allem bei empfindlichen Wasserpflanzen (als Beispiele seien Bucephalandra oder Blyxa japonia erwähnt) lohnt es sich, etwas geduldig zu sein und in der Einfahrphase zunächst auf diese Pflanzenarten zu verzichten. Erst mit längerer Standzeit (vier Wochen und länger) kann man nach und nach solche Pflanzenarten einsetzen, wenn das Aquarium stabiler läuft. Somit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Wasserpflanzen Probleme bekommen und sich auflösen oder andere Schäden bekommen.