Die Verwendung von Aktivkohle in der Aquaristik fällt im Prinzip in den Bereich der physikalischen Filterung oder Physisorption. Hierfür wird Aktivkohle als Filtermaterial in Aquarienfiltern eingesetzt, um bestimmte Stoffe aus dem Wasser zu entfernen. Wir erklären Euch in diesem Beitrag, wie das Prinzip hinter Kohlefilterung funktioniert und zählen Euch die Vor- und Nachteile auf. Ebenso nehmen wir besonders Bezug auf die Herangehensweise in einem Pflanzenaquarium oder Aquascape.
Woraus besteht Aktivkohle?
Aktivkohle ist ein physikalisches beziehungsweise mechanisches Adsorptionsmittel und besteht zu 90 % aus Kohlenstoff. Ausgangsmaterialien können zum Beispiel Steinkohle, Kokosnusskohle oder andere organische Produkte sein. Bei der Herstellung von Aktivkohle kommt die sogenannte Dampfaktivierung zum Tragen: Hierbei wird das Rohmaterial durch ca. 900 °C heißen Dampf behandelt. Dadurch wird Feuchtigkeit daraus entfernt und die Anzahl der Poren erhöht. Je nach Herstellungsverfahren wird die Aktivkohle, die später als Filtermaterial vorgesehen ist, danach in eine bestimmte Form gebracht - runde Kugeln, kleine Splitter oder längliche Stäbchen. In Abhängigkeit vom Aschenanteil und von der Qualität der Aktivkohle kann diese teilweise den pH-Wert beeinflussen und Phosphat abgeben. Besonders hochwertige Produkte sind möglichst pH-neutral und enthalten nur sehr wenige Phosphate.
Seachem Matrix Carbon ist ein hochwertige Aktivkohle mit einem sehr geringen Anteil an Phosphat.
Wie funktioniert Aktivkohle?
Als Filtermedium bietet die sehr poröse Aktivkohle eine große Oberfläche, die bestimmte Stoffe aufnehmen kann. Dazu sind unterschiedliche Porengrößen besonders hilfreich. Man spricht hier je nach Durchmesser von Submikroporen, Mikroporen, Mesoporen und Makroporen. Während die größten Poren für den Zugang der zu bindenden Substanzen ins Innere der Kohle verantwortlich sind, erfolgt die Aufnahme und Bindung der Stoffe über die kleineren Poren. Mikroporöse Kohle nimmt in erster Linie kleinere Ionen wie Metalle (Spurenelemente) auf. Für größere Moleküle sind dagegen die größeren Poren (Meso- und Makroporen) von Belang. Hierzu zählen zum Beispiel Gerbstoffe, die das Aquarienwasser bräunlich färben können, oder andere organische Verbindungen. Darunter fallen zudem vor allem verschiedene Stickstoffverbindungen, die im Aquarium in der Regel als wasserbelastende Stoffe angesehen werden.
Einsatzgebiete von Aktivkohle
Aktivkohle wird nicht nur in der Aquaristik verwendet, sondern auch in der professionellen Wasseraufbereitung, als Luftfilter oder im medizinischen Bereich. In einem Aquarium kann dieses spezielle Filtermaterial viele unerwünschte Stoffe herausfiltern. So kann Aktivkohle gut nach einem Medikamenteneinsatz im Aquarium verwendet werden, um hier die letzten Rückstände aus dem Wasser zu entfernen. Sie sorgt zudem für sehr klares Wasser, da sie wie oben beschrieben Gerbstoffe herausfiltert. Auch die Aufgabe der Wasseraufbereitung kann Aktivkohle übernehmen, da sie Chlor, Ozon, unerwünschte Gerüche oder Farbstoffe sowie Bakterien an sich bindet und dadurch dem Wasser entzieht.
Haltbarkeit von Aktivkohle
Die Aufnahmefähigkeit von Aktivkohle ist begrenzt, das Material erschöpft sich nach einer gewissen Zeit. Größere Moleküle, Bakterienfilme und Schmutzpartikel verstopfen die Poren, so dass die Aufnahmefähigkeit mit längerer Standzeit immer mehr abnimmt. Auch kann die Möglichkeit einer Rücklösung angesammelter Stoffe ins Aquarienwasser bestehen. Viele Hersteller empfehlen daher ein Erneuern des Filtermaterials nach dem Ablauf von 14 Tagen. Einmal verbrauchte Aktivkohle sollte im Aquarium nicht mehr wiederverwendet werden.
Aktivkohle und Pflanzenaquarium
Gerade weil Aktivkohle wichtige Spurenelemente aus dem Wasser binden kann, ist der dauerhafte Einsatz dieses Filtermaterials vor allem in einem Aquarium mit vielen Wasserpflanzen mit Vorsicht zu genießen. Letzten Endes können so Mangelerscheinungen entstehen, da dann den Pflanzen eben diese Elemente fehlen. Selbst wenn man regelmäßig Eisen und andere Spurenelemente über einen Flüssigdünger zuführt, wird nach der Zugabe ein Teil davon direkt durch die Aktivkohle wieder gebunden. Die Nährstoffe stehen dann den Pflanzen nicht zur Verfügung. Möchte man Aktivkohle aus Gründen der Wasserklarheit einsetzen, gibt es durchaus Alternativen: So hat sich in einem Pflanzenaquarium das Filtermedium Seachem Purigen bewährt, welches für klares Wasser sorgt und organische Belastungen entfernt, jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Spurenelemente im Aquarienwasser hat.
Fazit
Aktivkohle ist ein recht mächtiges Werkzeug, wenn es um die Filterung von Aquarien geht. Es sollte daher mit Bedacht eingesetzt werden. Zu empfehlen ist nur der kurzzeitige, keinesfalls der dauerhafte Einsatz im Aquarium. Aktivkohle eignet sich gut zum Herausfiltern von Medikamentenrückständen und sorgt für sauberes und klares Wasser. Spätestens nach 14 Tagen sollte der Filterzusatz jedoch wieder entfernt oder ausgetauscht werden.
Gerade in Pflanzenaquarien ist die längere Verwendung von Aktivkohle nicht zu empfehlen, da sie wichtige Nährstoffe wie Spurenelemente entfernen kann. Auch bei einer laufenden Medikamentenbehandlung im Aquarium muss die Aktivkohle aus dem Filter genommen werden, weil sie die Medikamente gegen Fischkrankheiten direkt eliminieren würde.