Unter der Bezeichnung "Nanofische" oder "Minifische" werden im Handel mittlerweile viele klein bleibende Fischarten angeboten. Nicht immer eignen sich diese Aquarienfische auch für den dauerhaften Besatz eines Nanoaquariums mit einem Volumen unter 54 Litern. So ist zwar die Größe solcher Fischarten wie etwa der Gattungen Rasbora oder Boraras mit nur zwei bis drei Zentimetern recht gering, dennoch handelt es sich bei vielen dieser Fischarten um schwimmfreudige Gruppenfische oder Schwarmtiere, die ein entsprechend größeres Aquarium benötigen und sich in einem Becken mit nur 20 Litern nicht wohlfühlen würden. Wir stellen hier einige klein bleibende Fischarten vor und auch solche, die man durchaus in einem Nanoaquarium pflegen kann.
Boraras urophthalmoides - copyright by Chris Lukhaup.
Grundsätzliches zur Fischhaltung in einem Nanoaquarium
Auch in einem Nanoaquarium ist ein funktionierendes Ökosystem wichtig für die darin lebenden Bewohner. Insofern solltest du auf eine gute technische Ausstattung (die Filterung im besonderen) achten. Die Fische brauchen außerdem Wasserpflanzen, einen geeigneten Bodengrund und genügend Dekoration wie Steine oder Wurzeln. All diese Dinge bieten wichtigen Bakterien Besiedlungsoberflächen, auf denen diese sich vermehren und wo sie zum Schadstoffabbau beitragen. Da hierfür Sauerstoff benötigt wird, ist eine gute Strömung sowie eine ordentliche Bewegung der Wasseroberfläche vonnöten, um den Gasaustausch zwischen Wasser und Umgebungsluft zu verbessern. Zusätzlich dienen die Wasserpflanzen als Sauerstoffspender und bieten den Tieren Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten, genau wie passende Steine oder Wurzelholz. Dieses sogenannte Hardscape verbessert zudem die Struktur der Aquariengestaltung.
Ein wöchentlicher Wasserwechsel sollte als regelmäßige Pflegemaßnahme durchgeführt werden. So werden sich ansammelnde Stoffe entfernt und Frischwasser zugeführt. Wir empfehlen einen Wasserwechsel von mindestens 50% der Wassermenge im Aquarium, was sich mit Nanoaquarium recht gut durchführen lässt. Hier ist die Gesamtwassermenge schon nicht so hoch.
Größe & Format
Als Faustregel sollte insbesondere bei der Haltung von Fischen in einem Nanoaquarium die Grenze von 30 Litern nicht unterschritten werden (noch kleinere Becken eignen sich gut zur Haltung von wirbellosen Tieren wie Schnecken und Zwerggarnelen). Auch das Format ist entscheidend: So sind die beliebten Nano Cubes für die Fischhaltung aufgrund ihrer Würfelform weniger gut geeignet als Aquarien im Rechteckformat. Diese bieten eine bessere Kantenlänge (empfehlenswert: 40 cm aufwärts) und somit mehr Schwimmraum für die Fische.
Übersicht
Dario dario
Dieser klein bleibende Zwergbuntbarsch stammt aus Indien und wird regelmäßig im Handel angeboten. Er erreicht eine maximale Länge von 3 cm. Die Männchen sind farbenfroh rot und blau gemustert, die Weibchen haben ein graues Farbkleid. Da dieser kleine Buntbarsch nicht sehr schwimmfreudig ist, kann er sogar in einem Nanoaquarium gehalten werden. Dabei ist zu beachten, dass vor allem die männlichen Tiere ein Revier besetzen und dieses verteidigen. Weibliche Dario dario benötigen Rückzugsmöglichkeiten. Dementsprechend solltest du mit ca. 30 Litern Aquarienvolumen pro Exemplar kalkulieren. Im Gegensatz zu südamerikanischen Buntbarschen kann Dario Dario aus Indien auch bei Zimmertemperatur gehalten werden. Die Tiere ernähren sich ausschließlich von Lebendfutter, welches zudem maulgerecht klein sein sollte. Frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien bieten sich hier an. Befinden sich außerdem Zwerggarnelen im Aquarium, sind deren Jungtiere potentielle Beute für die Barsche. Dies sollte man bei der Zusammenstellung des Besatzes beachten.
Zwergkärpfling
Heterandria formosa ist der kleinste unter den lebendgebärenden Zahnkarpfen. Männliche Exemplare bleiben nur etwa 2 cm klein, die weiblichen Tiere werden hingegen fast doppelt so groß. Ursprünglich stammen die Tiere aus dem Süden der USA. Hierzulande sind sie leider nicht häufig im Handel erhältlich. Der Zwergkärpfling ist ein recht aktiver Fisch und sollte in einer kleinen Gruppe gehalten werden, vorzugsweise mit mehreren Weibchen auf ein Männchen. Insofern sollte das Aquarium nicht zu klein sein (größer als 30 Liter) und genügend Schwimmraum wie auch Rückzugsmöglichkeiten aufweisen. Letzteres kann durch eine dichte Bepflanzung an einigen Stellen realisiert werden. Ähnlich wie andere Lebendgebärende fühlt sich der Zwergkärpfling in härterem und alkalischem Wasser wohler.
Ringelhechtlinge
Epiplatys annulatus ist ein afrikanischer Ringelhechtling, der nur etwa 4 cm kurz bleibt. Auffallend ist sein schwarz-weißes Ringelmuster, die Männchen besitzen zudem eine farbenprächtige Schwanzflosse. Die Tiere halten sich in der Regel in der Nähe der Wasseroberfläche auf. Da die Ringelhechtlinge oberflächenorientierte Lauerjäger sind, bietet sich eine Ausstattung des Aquariums mit Schwimmpflanzen an. Hier finden die Aquarienfische Deckung und die Schwimmpflanzen halten sie außerdem vom Springen ab. Vor allem für Zuchtambitionen sollte das Wasser sehr weich und sauer sein. Da die Fische eher etwas mehr Schwimmraum benötigen, empfiehlt sich eine größere Kantenlänge von etwa 50 bis 60 cm.
Betta splendens
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Ein einzelnes Kampffisch-Männchen kann durchaus in einem Nanoaquarium gehalten werden. Das Becken sollte dabei mindestens 30 Liter Volumen besitzen. Das Aquarium sollte dicht mit Wasserpflanzen bewachsen sein, welche dem Fisch Versteckmöglichkeiten und "Hängematten" zum Schlafen bieten. Auch der Einsatz von Schwimmpflanzen bietet sich hier an. Kampffische bevorzugen eine ruhige Wasseroberfläche, daher sollte die Strömung in diesem Bereich möglichst schwach sein. Ein dunkler Bodengrund ist von Vorteil, ist aber kein Muss. In älterer Literatur wird für Kampffische immer wieder die Haremshaltung von mehreren Weibchen mit einem Männchen empfohlen. Modernere Erkenntnisse haben ergeben, dass der Stresslevel dabei sehr hoch ist. Am besten hält man den Einzelgänger Betta splendens auch tatsächlich einzeln.
Erbsenkugelfisch
Der unter dem lateinischen Namen Carinotetraodon travancoricus im Handel erhältliche Zwergkugelfisch stammt ursprünglich aus Indien. Er wird als reiner Süßwasserkugelfisch beschrieben (eine Salzzugabe zum Aquarienwasser ist daher nicht notwendig) und bevorzugt eher weiches und saures Wasser. Seine Maximalgröße liegt bei etwa 3 cm. Wie auch größere Kugelfischarten ist dieser Aquarienfisch ein Nahrungsspezialist und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Schnecken wie Tellerschnecken, Blasenschnecken oder Posthornschnecken. Arten mit verschleißbarem Deckel (Turmdeckelschnecken, Rennschnecken, Geweihschnecken) bleiben erfahrungsgemäß meist unbehelligt. Alternativ lassen sich einige Exemplare auch an anderes Lebend- und Frostfutter gewöhnen. Auch junge Zwerggarnelen stehen bei einer gemeinsamen Vergesellschaftung auf dem Speiseplan. Bekommt der Kugelfisch nicht genügend Nahrung, kann es vorkommen, dass er andere Fische und Garnelen attackiert, dabei werden meist die Flossen und Augen in Angriff genommen. Zwergkugelfische können in einem größeren Nanoaquarium gehalten werden. Für ein Paar sollten mindestens 50 Liter Volumen veranschlagt werden.
Zwergbärblinge
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Bewegt man sich von der Größe eines Beckens in Richtung eines Standard-Aquarium mit 60 cm Kantenlänge, kann auch durchaus ein kleinerer Schwarm Zwergbärblinge eingesetzt werden. Auch der größere Scaper´s Tank mit 55 l Volumen eignet sich für solch einen Besatz. Hier bieten sich sehr klein bleibende Arten der Gattung Rasbora wie micros, merah, brigittae oder urophthalmoides an, welche keine außerordentlich hektischen Schwimmer sind. Mehr über diese Fischarten erfährst du in dem Artikel "Bärblinge im Pflanzenaquarium".
Prachtguramis
Kleine Labyrinthfische der Gattung Parosphromenus sp. lassen sich gut als alleiniger Fischbesatz in einem dicht bepflanzten Nano-Aquarium halten. Prachtguramis sind sehr ruhige, eher scheue Aquarienfische, die sich vorrangig in ihren Verstecken aufhalten. Die Lichtsituation sollte eher dunkel gehalten werden, bei hellerer Beleuchtung lassen sich schattige Zonen durch den Einsatz von Schwimmpflanzen und Wurzelholz erschaffen. Vor allem an der Wasseroberfläche sollte möglichst wenig Strömung herrschen. Prachtguramis sind von Natur aus extreme Wasserwerte gewöhnt und benötigen teilweise Schwarzwasser-ähnliche Bedingungen mit sehr weichem und saurem Wasser sowie vielen Huminstoffen. Die Tiere sollten ausschließlich mit kleinem Lebendfutter ernährt werden. Bitte beachtet daher, dass diese Aquarienfische etwas schwieriger in der Pflege und deshalb eher nicht für den einsteigenden Aquarianer geeignet sind. Dafür wird man allerdings durch sehr außergewöhnliche Fische mit interessantem Sozial- und Brutpflegeverhalten belohnt.
Wirbellose im Nano-Aquarium
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Wirbellose Tiere wie die meisten Schneckenarten und Zwerggarnelen lassen sich sehr gut auch in einem kleineren Aquarium ab ca. 20 Liter (für Garnelen), 30 Liter und gut strukturiert mit vielen Verstecken (für Zwergkrebse) oder 10 Liter (für kleinere Schnecken wie zum Beispiel Posthornschnecken) zusammen mit Wasserpflanzen halten. Sowohl Schnecken als auch Garnelen oder Zwergkrebse sind nicht nur eine Augenweide in einem Nano Cube. Sie bereichern auch das Ökosystem des Aquariums, da sie hervorragende Resteverwerter sind. Mulm, abgestorbene Pflanzenteile, aber auch verendete Tiere gehören auf den Speiseplan dieser Wirbellosen. Zudem ernähren sich einige von ihnen von diversen Algenarten und halten so das Aquarium sauber. Eine kleine Übersicht über die verschiedenen Garnelenarten haben wir in einem gesonderten Artikel vorgestellt.