Hinter dem Youtuber AquaOwner steckt ein junger Fotograf namens Tobias Gawrisch. Seit über sieben Jahren betreibt er das Hobby Aquascaping und entschloss sich dann 2016, einen eigenen Youtube-Kanal über das Scapen zu starten. Als AquaOwner veröffentlicht Tobias regelmäßig Filmbeiträge zu den Themen Aquariengestaltung und Wasserpflanzen. Er hat bereits über 200 Videos online gestellt und ihm folgen über 20.000 Abonnenten auf Youtube. Seine Beiträge zeichnen sich nicht nur durch sein hohes fotografisches und kameratechnisches Wissen aus, sie sind auch inhaltlich gut recherchiert. In typischer Youtube-Influencer-Art werden hier selbst komplizierte aquaristische Angelegenheiten anschaulich erklärt.
Das Interview
Aram Schneider (AS) konnte sich für Aquasabi ausführlich mit AquaOwner alias Tobias Gawrisch (TG) unterhalten. Tobias hat die Fragen sehr umfangreich und aufschlussreich beantwortet, und so bekommt ihr eine Menge Hintergrundinformationen über den Menschen, der hinter AquaOwner steckt. Aber lest einfach selbst!
AS: "Seit wann betreibst du das Hobby Aquascaping? Wo liegen hier deine Wurzeln?"
(TG): "Mein erstes Aquarium (ein 30-Liter-Cube) hatte ich vor ungefähr 8 oder 9 Jahren, als ich auch meine erste eigene Wohnung angemietet habe. Meine Eltern hatten aber auch während meiner Kindheit immer ein Aquarium, das typische 80-cm-Becken mit 112 l.
Aquascaping, und zwar so, dass ich den Begriff dafür auch hernehmen würde, betreibe ich jetzt seit etwa 7 Jahren und konnte in der Zeit auch die Entwicklung dieser Strömung hier in Deutschland sehr gut mitverfolgen.
Der Übergang erfolgte dann vom ersten 30-Liter-Cube, den ich aus einem Kindergarten übernommen hatte, vollständig mit Spongebob-Figuren samt Guppys und Antennenwelsen, über eine sehr lange und intensive Informationsphase, in der ich auch erst einmal lernen musste, was in so einem Aquarium überhaupt alles passiert, um dann zu erfahren, dass in meinem Cube natürlich alles ganz schrecklich und falsch läuft (vor allem auch mit dem Besatz).
Aquascaping als Strömung und Stilrichtung kam da gerade auf, und die Präzision und Perfektion der Becken hat mich als Fotografen direkt in ihren Bann gezogen. So kam es auch dazu, dass mein Interesse an Fischen schwand und ich mich auf das Aquascaping zu spezialisieren begann."
AS: "Seit 2016 produzierst du erfolgreich Youtube-Videos zum Thema Aquascaping und Wasserpflanzenaquaristik. Wie kam es dazu, beziehungsweise warum hast du dich dazu entschlossen, deinen Youtube-Kanal zu eröffnen?"
TG: "Der YouTube-Kanal entstand aus einer Laune heraus, nach einer etwa einjährigen Zwangspause vom Aquascaping. Der Kater meiner damaligen Partnerin ist einmal von einem nebenstehenden Regal auf die Glasabdeckung meines damaligen 55 Liter fassenden Scaper’s Tank gesprungen und hat dabei die Abdeckung, das gesamte Layout und einen Großteil des Wassers mit sich gerissen. Dem Kater ist glücklicherweise nichts passiert. Nach diesem Zwischenfall habe ich mich aber entschieden, den Katzen zuliebe kein Becken mehr aufzustellen. Meine Becken müssen immer offen sein, eine Abdeckung kommt nämlich aus ästhetischen Gründen für mich nicht in Frage.
Nach meinem Umzug nach Mülheim kam in mir wieder der Wunsch nach einem Becken auf. Und mit der Anschaffung meines ersten 20-Liter-Cubes kam mir auch der Gedanke, dass der Werdegang dieses Beckens (ich konnte ja nicht ahnen, wo das alles noch hinführen würde) als Videoserie auf YouTube ja vielleicht für den einen oder anderen Aquarianer interessant sein könnte. Erfahrungen mit YouTube hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre, da ich als Fotograf ebenfalls schon ca. 6 Jahre lang einen YouTube-Kanal betreibe. Das Medium und die Herangehensweise waren mir also vertraut und das Equipment vorhanden, sodass die Einstiegshürde für mich dort sehr gering war. Dass jetzt, gerade einmal 2 Jahre später, der Kanal AquaOwner sehr viel erfolgreicher ist als mein deutlich älterer Fotografie-Kanal, hätte ich nie erwartet und ich habe auch nie überhaupt darauf hingearbeitet. Alle Videos entstehen immer nur aus meinem eigenen Antrieb heraus, wenn ich etwas gerade interessant und erwähnenswert finde."
AS: "Du bist ja auch als Fotograf (vor allem für Architektur) beschäftigt. Gibt es für Dich einen Zusammenhang zwischen Fotografie und Aquascaping?"
TG: "Definitiv. Mal abgesehen von der Tatsache, dass wir alle ständig Fotos von unseren Becken machen und diese auch beispielsweise über Instagram und Facebook teilen wollen, ist vor allem die Kompositionslehre aus der Fotografie, oder noch allgemeiner: aus der visuellen Kunst, eine starke Hilfe beim Aufbau eines Layouts und bei der Ausarbeitung von Tiefenwirkung, Perspektiven usw.
So, wie ich mit der Kamera vor dem Auge ein Bild komponiere, so kann ich auch ein Layout in einem Becken komponieren und dabei klassische künstlerisch-gestalterische Mittel einsetzen, die ein solches Layout stimmiger und spannender machen. Typische Beispiele sind die Drittelregel, der goldene Schnitt oder auch die perspektivische Illusion von Tiefe durch unterschiedlich große Objekte nahe am Betrachter – alles Elemente, die in der klassischen Malerei, aber eben auch in der Fotografie Anwendung finden.
Und zum Schluss hat mir meine Tätigkeit als Fotograf natürlich dabei geholfen, sehr schnell hochwertige und schön anzusehende Fotos meiner Becken zu machen und gleichzeitig hochwertiges Material für die Videos zu produzieren."
AS: "Was sind deine Einflüsse, woher nimmst Du Deine Inspiration und Ideen? Welche Künstler haben Dich beeinflusst?"
TG: "Ich glaube nicht, dass mich einzelne Künstler besonders beeinflusst haben. Zumindest kann ich keinen konkret benennen. Generell bin ich großer Freund einiger Surrealisten wie Dali oder H.R. Giger, aber auch Van Gogh, M.C. Escher und Mondrian gefallen mir ausgesprochen gut. Ich bin schon sehr auch durch die Malerei beeinflusst, obwohl ich selber nie gemalt habe.
Um mal zum Aquascaping zurück zu kommen, dort könnte ich niemanden konkret benennen, der mich besonders beeinflusst hätte. Natürlich sind die Werke Takashi Amanos wahrscheinlich jedem bekannt, und sein Konzept des Nature Aquarium ist sicher einer der prägendsten Faktoren für das Aquascaping gewesen, wie wir es jetzt kennen. Die größte Inspiration ziehe ich aber aus der gesamten Masse der Layouts, den ungewöhnlichen Ideen, die immer wieder neue und faszinierende Scapes hervorbringen."
AS: "Deine Erklär-Videos sind auch inhaltlich stimmig. Wie lange recherchierst du bzw. bereitest dich darauf vor, bevor du einen neuen Clip machst?"
TG: "Das ist in erster Linie natürlich von der Komplexität des Themas selbst abhängig. Mein Dünger-Grundlagen-Video war wohl mit das aufwändigste Videos von der Vorarbeit her, da dort einfach sehr viele Faktoren und Aspekte zusammen kommen und ineinander greifen. Ich mache als Grundsatz ja auch nur Videos über Themen und Dinge, die ich tatsächlich bei mir vor Ort zeigen und filmen kann. Aus diesem Grund habe ich auch immer eigene Erfahrungen mit den Dingen, über die ich Videos mache. Daher können Videos über ein Thema auch sehr unvorbereitet und spontan aufgenommen werden, weil ich das Thema einfach in der alltäglichen Arbeit mit meinen Becken erlebe - und trotzdem einen hohen Mehrwert bieten. Ein Beispiel hierfür wäre mein Video über das Fotografieren von Aquarien. Über die Inhalte, die dort reingehören, musste ich nicht weiter nachdenken, da sie mich täglich beschäftigen. Da konnte ich mich einfach vor die Kamera setzen und loslegen.
Verallgemeinernd kann man aber sagen, dass für ein durchschnittliches Video, von der Idee und der Vorarbeit bis zu dem Moment, wo es auf YouTube für den Zuschauer online geht, ca. 6-8 Stunden vergehen, also ein typischer Arbeitstag."
AS: "Was ist dein Lieblingsmaterial, zum Beispiel welche Steinsorten und Wasserpflanzen?"
TG: "Spannende Frage! Aber eine kurze Antwort kann ich auch da leider nicht geben. Mein Lieblingsholz wäre eigentlich Talawa, allerdings habe ich bisher kein Becken gehabt, welches für die meisten Talawa-Stücke groß genug gewesen wäre. Deshalb muss ich hier doch rote Moorkienwurzeln sagen. Steine definitiv Frodo Stones (Ancient Stones) und die dunklere Variante der Minilandschaft.
Lieblingspflanze ist definitiv Hygrophila pinnatifida wegen ihrer einzigartigen Optik und der super variantenreichen Einbringungsmöglichkeiten. Und Microsorum pteropus Trident, weil es maximal pflegeleicht ist und jedes Becken sofort schöner macht!
Wahrscheinlich würden hier die meisten auch noch Eleocharis Mini erwarten, alleine schon wegen meiner früheren Scapes. Aber Eleocharis kann manchmal auch ein wenig zickig werden, weshalb es nur mein Platz 3 wird."
AS: "Was wäre Dein größter Wunsch: Worüber würdest Du gerne ein Video drehen?"
TG: "Mir macht es aktuell am meisten Spaß, dem Zuschauer Einblicke in die Welt des Aquascapings und der Aquaristik zu geben, die für Privatpersonen vielleicht verschlossen bleiben. Ein Beispiel wäre der Besuch in den großen Gärtnereien, bei Fisch- oder Hardscape-Großhändlern, Aquarienbauern und so weiter.
Ich denke, dass diese Einblicke auch die Verbundenheit zum Hobby stärken können, und dass die gesamte Szene näher zusammenrückt, wenn man weiß, woher die Dinge kommen und unter welchen Umständen, Bedingungen und mit welchem Einsatz hier produziert wird.
Mein größter Wunsch?
Vielleicht einmal eine vollständige Reise von den natürlichen Habitaten bis hin zum Händler in Deutschland durchzuführen und alle Schritte der Logistik aufzuzeigen. Dabei denke ich an Fische oder an Hardscape aus Asien. Vor Ort die Gegebenheiten aufnehmen, den gesamten Prozess verfolgen und dann das Hardscape oder die Fische auf der Reise nach Deutschland begleiten, zu den Distributoren und Großhändlern und von dort aus dann bis zum Fachhandel und ins Aquarium. Das wäre dann aber vermutlich eher eine Videoserie statt eines einzelnen Videos."
AS: "Wenn Du dich für einen schönen Stein oder für eine schöne Wasserpflanze entscheiden müsstest, was würdest du nehmen?
TG: "Also die Frage Hardscape vs. Softscape?"
AS: "Ja, richtig!"
TG: "Sehr schwierig! Ich denke aber, es würde ein knapper Sieg für die Pflanze werden. Denn die Pflanzen lassen sich durch die richtige Nährstoffversorgung und die richtige Pflege in ihrem Aussehen verändern und bleiben so dynamisch. Ein toller Stein ist zwar toll, aber er bleibt ein Stein."
AS: "Vielen Dank für dieses tolle Interview, Tobias."
Copyright für sämtliche Fotos im Artikel: Tobias Gawrisch - AquaOwner