Mittlerweile bietet fast jeder renommierte Aquaristik-Hersteller Pflegemittel an, die oft ein "Carbo" im Namen enthalten und als flüssige Kohlenstoff-Dünger angeboten werden. Können diese Mittel wirklich eine CO2-Anlage ersetzen? Wie funktionieren sie? Sind sie sicher für den Besatz im Aquarium? All diese Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.
Woraus bestehenden die flüssigen Kohlenstoff-Dünger?
Die meisten Pflegemittel-Hersteller halten sich bei der Deklaration der Inhaltsstoffe ihres "flüssigen Kohlenstoffs" eher bedeckt. Oft sind dies auf Glutaraldehyd oder ähnlichen Grundstoffen basierende Produkte. An sich ist Glutaraldehyd ein Desinfektionsmittel und wird als solches auch in verschiedenen Bereichen wie in der Medizin und in der Industrie auch so angewendet. Markant ist zum Beispiel auch ein recht scharfer Geruch dieser Flüssigkeit. Jedoch hat Glutaraldehyd auch andere Eigenschaften, denn es ist im Prinzip ein Molekül, welches aus einer längeren Kohlenstoffkette besteht (C5H8O2), laut Summenformel genauer gesagt aus fünf Kohlenstoffatomen und acht Wasserstoffatomen.
Was können die flüssigen Kohlenstoff-Dünger?
Da Glutaraldehyd nun mal eine längere Kohlenstoffkette darstellt, kann diese den Wasserpflanzen als alternative Kohlenstoffquelle für den Zitronensäurezyklus angeboten werden. Pflanzen produzieren längere Kohlenstoffketten, die als Zwischenprodukte während der Photosynthese fungieren und in der Regel eine Struktur von fünf Kohlenstoffatomen aufweisen. Da Glutaraldehyd genau solch eine Struktur aufweist, können Wasserpflanzen sozusagen dieses als alternativen Baustein im Zitronensäurezyklus verwenden. Durch einfach chemische oder enzymatische Vorgänge kann Glutaraldehyd dann in andere benötigte Kohlenstoff-Ketten wie Ribulose-1,5-biphosphat oder andere Formen umgewandelt werden (Quelle: Seachem).
Die von den Carbo-Flüssigdüngern angebotenen längeren Kohlenstoffketten können nicht nur "direkt" von den Pflanzen verwendet werden, sondern es entsteht aufgrund des Abbaus des Wirkstoffes durch bakterielle Tätigkeiten auch tatsächlich Kohlendioxid (CO2). Dies jedoch nur in so geringem Umfang, dass man hier eher nicht von einem Ersatz einer richtigen CO2-Anlage sprechen kann. Diese führt doch wesentlich mehr und konstanter CO2 zu. Erwähnenswert sei auch, dass beim Abbau von Glutaraldehyd eine starke Sauerstoffzehrung stattfindet. Normalerweise sollte dies jedoch kein Problem darstellen. Wird jedoch das Mittel überdosiert, sind empfindliche Tierarten im Aquarium vorhanden oder liegt eh schon eine gewisse Sauerstoffknappheit vor, kann sich dies mitunter beim Tierbesatz bemerkbar machen. Die Aquarientiere zeigen dann typische Probleme bei der Atmung, Fische hängen zum Beispiel nach Luft schnappend an der Wasseroberfläche. In solchen Fällen ist eine zusätzliche Belüftung des Aquariums ratsam, um für genügend Sauerstoff zu sorgen.
Auch sei erwähnt, dass der Einsatz solcher Produkte und wahrscheinlich auch die damit verbundenen bakteriellen Tätigkeiten mitunter für eine verstärkte Kahmhaut sorgen können.
Als Ersatz für eine komplette CO2 kann man diese Pflegemittel allerdings nicht ansehen, sondern eher als Zusatz zur Unterstützung beim Pflanzenwuchs. Produkte wie Seachem Flourish Excel oder Easy Life Easy Carbo lassen sich außerdem hervorragend zur Rotalgenbekämpfung einsetzen. Hierbei wird von der desinfizierenden Wirkung dieser Pflegemittel Gebrauch gemacht. Diesen Vorgang stellen wir nun genauer vor.
Kohlenstoff-Dünger zur Rotalgenbekämpfung
Flüssiger Kohlenstoff auf der Basis von Glutaraldehyd sind hervorragende Anti-Algen-Mittel gegen verschiedene Rotalgen-Arten. Dazu gehören vor allem Bartalgen, aber auch Pinselalgen. Während bei einem Befall mit Bartalgen oft schon die normale Dosis und Zugabe direkt ins Aquarienwasser ausreicht, um diese loszuwerden, sind Pinselalgen jedoch etwas hartnäckiger im Nehmen. Hier bietet sich vor allem die sogenannte Einnebel-Methode an, bei der man das Pflegemittel auf eine Spritze aufzieht und die Algen unter Wasser dann lokal behandelt. In diesem Artikel haben wir diese Methode genauer erläutert.
Hat solch eine Behandlung erfolgreich angeschlagen, verfärben sich Rotalgen innerhalb weniger Tage weißlich-grau bis rosa und sterben anschließend ab. Jedoch beseitigt man dann nur das Problem (die Algen), nicht aber die Ursache. Je nach Algenart, sind Ursachen etwa in der Eisenvolldüngerzugabe, Filterung oder organischer Belastung zu suchen. Damit die Algen später nicht mehr auftauchen, gilt es diese Ursachen zu bekämpfen, damit sich auch ein längerfristiger Effekt einstellt.