Auswertung der Trinkwasseranalyse
Worauf man beim Leitungswasser achten sollte

Der Großteil der Aquarianer in Deutschland wird sicherlich Leitungswasser für seine Aquarien verwenden. Je nach Region sind die Wasserwerte stark unterschiedlich. Der überwiegende Anteil an Wasserversorgern bietet für seine Nutzer eine sehr ausführliche Trinkwasseranalyse an. Oft stehen diese als Download auf deren Home-Pages bereit, oder man kann sie telefonisch anfragen. Diese Analyse ist sehr umfangreich, bietet jedoch einen guten Anhaltspunkt, ob das zu verwendende Leitungswasser für die Aquaristik geeignet ist. Wir geben hierzu einige Hinweise.

Überblick verschaffen

Zunächst einmal ist solche eine Trinkwasseranalyse recht umfangreich. Neben Angaben zur Härte, pH-Wert, findet man auch Angaben zu Spurenelementen, elektronischer Leitfähigkeit und weiteren Elementen. Nicht alle Wasserwerte sind hierbei für die Aquaristik von Interesse. Wir haben folgend die wichtigsten Werte aufgestellt und erklären, was es damit auf sich hat.

Allgemeine Parameter: pH, KH, GH

Wasserwerte

In der Aquaristik sind vor allem allgemeine Wasserwerte wie der pH-Wert, sowie die Gesamthärte (GH) und Karbonathärte (KH) von Interesse. Je nach Größe der Parameter kann das Wasser als eher weich und sauer oder hart und alkalisch eingeordnet werden. Dies ist sehr entscheidend, wenn der Fokus auf dem Besatz liegt. So sind viele tropischen Zierfische aus Südamerika zum Beispiel eher weiches und saures Wasser gewohnt. Afrikanische Cichliden hingegen bevorzugen eher einen alkalischen pH-Wert und mitunter härteres Wasser. In der Trinkwasseranalyse sind daher die KH- und GH-Werte von besonderer Bedeutung, da sie aufzeigen, ob das Leitungswasser für aquaristische Zwecke gut geeignet ist. Der pH-Wert des Leitungswassers ist hingegen eher nicht so wichtig. Dieser wird von den Wasserversorgern eh in der Regel im leicht alkalischen Bereich gehalten, um die Leitungen zu schützen. Anderenfalls könnte das leicht saure Wasser die Metalle angreifen. Im Aquarium ändert sich der pH-Wert eh noch einmal, da auf den Wert viele verschiedenen Stoffe Einfluss nehmen können. Hier ist es also wesentlich realistischer, den pH-Wert durch einen geeigneten Wassertest im Aquarienwasser zu ermitteln.

Silikat

Silikat Wassertest

Der Begriff "Silikat" wird in der Aquaristik manchmal etwas salopp verwendet, gemeint ist damit eher die Konzentration an Kieselsäure, welche chemisch gesehen der Form SiO2 (Siliziumdioxid) entspricht. Dies kann auch durch einen Wassertest erfasst werden und wird auch oft in einer Trinkwasseranalyse aufgeführt. Idealerweise sollte der SiO2-Gehalt sowohl im Aquarium, als auch im Leitungswasser einen möglichst geringen Wert nahe Null darstellen. Höhere Konzentrationen können ansonsten im Einzelfall zu einer verstärkten Bildung von Kieselalgen (Braunalgen) führen. Sollte es Probleme mit Braunalgen und einem zu hohem Silikat-Wert im Aquarium geben, kannst du dich hier über entsprechende Hilfsmaßnahmen informieren.

Spurenelemente

Spurenelemente werden in der Regel in nur sehr geringen Konzentrationen im Leitungswasser zu finden sein. Dazu gehören viele wichtige Pflanzennährstoffe wie etwa Eisen, die von den Wasserpflanzen benötigt werden. Hier reicht also der Eintrag durch das Leitungswasser in der Regel nicht aus. Um dies zu umgehen, verwendet man für eine Düngung von Mikronährstoffen in der Aquaristik einen sogenannten Eisenvolldünger, der diese Lücken verlässlich und sicher schließen kann.

Makronährstoffe: N, P, K

Aqua Rebell - Makro Basic - NPK

Die NPK-Makronährstoffe sind vor allem in der Pflanzen-Aquaristik von besonderer Bedeutung. Nitrat und Phosphat können in sehr fischlastigen Aquarien auch durch Stoffwechselprozesse entstehen (zum Beispiel als Endprodukte aufgrund von Wasserbelastung), Kalium hingegen nicht. Der Kalium-Wert des Leitungswassers ist daher sehr entscheidend, um hier eine gewisse Grundlage für gesunden Pflanzenwuchs zu erhalten. Normalerweise sind deutsche Leitungswässer nicht sehr reich an Kalium und bewegen sich oft im Bereich von 0 bis 5 mg/l K. Angestrebt werden sollte jedoch ein Wert von ca. 5 bis 10 mg/l Kalium. Dieser Stoff kann dann durch Flüssigdünger oder Aufhärtesalz hinzugefügt werden.

Nitrat wird einerseits auch als Makronährstoff für Wasserpflanzen gesehen, andererseits ist er als letzte Stufe des Stickstoffkreislaufes auch ein Indiz für Wasserbelastung in Aquarien mit viel Fischbesatz. In einer Trinkwasseranalyse werden auch oft die Vorstufen Ammonium und Nitrit ermitteln, diese sind im Leitungswasser aber in der Regel unterhalb der Grenzwerte. Ein höherer Nitratgehalt kann je nach Versorgungsgebiet durchaus im Einzelfall vorliegen und wird mitunter durch landwirtschaftliche Nutzung (vermutlich Gülle-Eintrag auf Feldern) hervorgerufen. Hier liegt der Grenzwert bei 50 mg/l NO3. Etwas Nitrat im Leitungswasser zu haben, ist bei einem Pflanzenaquarium durchaus von Vorteil, da Stickstoff von Wasserpflanzen in recht großen Mengen verbraucht wird. In einem reinen Fisch-Aquarium ist eine hohe NO3-Konzentration nicht direkt als gefährlich zu betrachten, kann aber das Abbild der Wasserbelastung in höhere Dimensionen bringen. Durch das Einbringen von Wasserpflanzen oder Nitrat reduzierenden Filtermedien lässt sich dieser Wert jedoch gut wieder unter Kontrolle bringen. Gerade in der Zucht von Fischen und auch empfindlichen Garnelen ist ein niedriger NO3-Wert vorzuziehen. Falls du deinen NItrat-Gehalt senken möchtest, geben wir hier dazu noch weitere Tipps.

Phosphor (P) ist ebenfalls ein belangreicher Makronährstoff für die Pflanzen im Aquarium. In der Aquaristik wird dieser in der Regel durch Phosphat (PO4) ausgedrückt und kann durch entsprechende Tests ermittelt werden. Ähnlich wie Nitrat kann Phosphat auch in Folge von Wasserbelastung entstehen, insbesondere durch entsprechenden Futtereintrag. Gerade das Verabreichen von viel Frostfutter führt oft zu höheren PO4-Konzentrationen. Da Phosphat recht reaktionsfreudig ist (und zum Beispiel mitunter zu Ausfällungen mit Eisen führen kann), sollten zu hohe Werte auch selbst in einem Pflanzen-Aquarium vermieden werden. Ideal sind Konzentrationen im Bereich von 0,1 bis 1 mg/l PO4. Im Trinkwasser können mitunter gewisse Konzentrationen an Phosphor vorhanden sein, welche dann zu berücksichtigen sind. Hierbei können auch andere Angaben und Formen von Phosphor wie etwa Orthophosphat, Polyphosphat oder Gesamtphosphat aufgelistet sein. Wasserpflanzen können jedoch nicht alle Formen von Phosphor verwerten. Für diese, aber auch andere Lebewesen und auch aquaristische Wassertests ist dann wohl die Form PO4 für Phosphat in der Praxis von entscheidender Bedeutung. Liegen zu hohe Phosphat-Konzentrationen vor, lässt sich diese mitunter durch verstärkte Pflegemaßnahmen, weniger Futtereintrag, mehr Wasserpflanzen oder gar dem Einsetzen eines Phosphat-Adsorbers reduzieren. Mehr Informationen dazu findest du hier.

Das Calcium-Magnesium-Verhältnis

Bittersalz

Von besonderem Interesse ist im Bereich der Gesamthärte das Verhältnis von Calcium zu Magnesium. Beide Elemente sind Erdalkali-Ionen und stellen den größten der Teil an der Gesamthärte (GH) dar. Um ideale Verhältnisse für Wasserpflanzen zu schaffen, wird in der Pflanzen-Aquaristik ein besondere Ratio von etwa 4:1 oder 3:1 von Calcium zu Magnesium propagiert. Leider ist das deutsche Leitungswasser oft recht hart und hat einen hohen Calcium-Anteil, dafür jedoch wenig Magnesium. Mit Bittersalz kann man das Verhältnis dieser beiden Stoffe jedoch recht einfach wieder auf die gewünschten Werte bringen. In diesem Artikel erfährst du weitere Informationen zu diesem Thema.

Fischgiftige Substanzen?

In der Regel kann Leitungswasser gut für den Einsatz im Aquarium verwendet werden. Unter Umständen können sich jedoch Chlor oder Kupfer darin befinden, welche in bestimmten höheren Konzentrationen dann gefährlich für die Bewohner in den Aquarien werden können. Chlor dient zum Beispiel oft als Reinigungsmittel der Leitungen und kann ab und an zum Einsatz kommen. Eine dauerhafte Belastung mit Chlor findet man in Deutschland eher weniger, in anderen Ländern ist dies mitunter häufiger der Fall. Chlor-Verbindungen können mit einem passenden Wassertest nachgewiesen werden. Um eine Einbringung von Chlor zu verhindern, empfiehlt sich der Einsatz entsprechender Pflegemittel wie etwa Wasseraufbereiter, welche Chlor neutralisieren können.

Kupfer ist ein Metall, auf welches vor allem Wirbellose, aber auch Wasserpflanzen empfindlich reagieren können. Es kann in seltenen Fällen im Leitungswasser vorkommen, ist aber auch in einigen Zierfisch-Medikamenten oder Anti-Algen-Mitteln enthalten. Ein passender Kupfer (Cu)-Wassertest kann dieses Element im Aquarienwasser nachweisen. Zum Entfernen von Kupfer beziehungsweise zur Vorbeugung kann der Aquarianer am besten entsprechende Wasseraufbereiter verwenden, die das Kupfer unschädlich machen.
Auch in Wasserpflanzendüngern ist vor allem in Eisenvolldüngern Kupfer enthalten, da dieses Element zu den Mikronährstoffen zählt. Hier ist die Konzentration jedoch äußerst gering, zusätzlich enthalten solche Volldünger in der Regel entsprechende Chelate. Diese Komplexbildner maskieren das Kupfer mit einer Art Schutzhülle, so dass es in der Form weniger gefährlich für die Bewohner im Aquarium ist. Flüssigdünger wie etwa der Aqua Rebell Mikro Basic Eisen sind daher sicher für Garnelen und andere Wirbellose.