Viele Pflanzenaquarianer können mitunter sichtbare Gasbläschen an ihren Wasserpflanzen entdecken. Worum es sich hierbei handelt, erklären wir in diesem Beitrag.
Wenn ausgeschlossen ist, dass es sich bei den Bläschen um CO2 aus einem Diffusor handelt, die etwa an den Pflanzenblättern "hängen geblieben" sind, dann sind diese kleinen Blasen in der Regel einfach Sauerstoff, der von den Aquarienpflanzen im Rahmen der Photosynthese produziert werden.
Photosynthese ist eine besondere Form der Assimilation von Kohlenstoff, welcher einer der wichtigsten Nährstoffe für Pflanzen ist. Mithilfe von Lichtenergie wird hier aus CO2 und Wasser zum Beispiel Glucose hergestellt. Als Nebenprodukt entsteht reiner Sauerstoff (O2). Diesen Prozess nennt man daher auch oxygene Photosynthese:
- 6 H2O + 6 CO2→ C6H12O6 + 6 O2
Dass der Sauerstoff in Form von Blasen sichtbar wird, hängt mit der Sauerstoffsättigung des Wassers zusammen. Wird über den Tag verteilt immer mehr O2 produziert, kann das Wasser ab einem gewissen Punkt Sauerstoff nicht mehr in gelöster Form aufnehmen. Möglich ist dann nur noch ein gasförmiger Zustand, der sich hier in den Bläschen zeigt. Je nach Lichtintenstität kann man die Bildung auch sehr deutlich an den Pflanzenblätter beobachten, und wie die Blasen dann nach oben steigen. Oft braucht das "System Aquarium" dafür auch ein bißchen Zeit und die Blasen entstehen erst nach einigen Stunden oder erst gegen Abend, weil dann die Sauerstoffsättigung über den gesamten Zeitraum immer mehr ansteigt, bis dann letztendlich die Sättigungsgrenze erreicht wird.
In einem Aquascape oder Pflanzenaquarium muss für dieses Phänomen neben der Bereitstellung von allen wichtigen Nährstoffen (Mikro- und Makroelemente, Kohlenstoff) in erster Linie ausreichend Licht vorhanden sein. Unter Schwachlichtbedingungen ist eine Überschreitung der Sauerstoffsättigungsgrenze eher nicht zu erwarten. Als grober Richtwert ist eine moderate Beleuchtungsstärke mit rund 30 Lumen pro Liter eine gute Mindestvoraussetzung. Werte von 45 bis 60 Lumen pro Liter erhöhen die Chance deutlich. Hier ist auch eher zu erwarten, dass die Bläschenbildung schon nach kurzer Wartezeit nach dem Einschalten der Beleuchtung stattfindet.
Bestimmte Pflanzen neigen eher zur Sauerstoffblasenbildung als andere. Gut beobachten kann man das an verletzten Pflanzenteilen, etwa nach einem Rückschnitt. Hier sind die Strukturen offen und das Gas kann ungehindert entweichen. Insbesondere Aquarienpflanzen mit einem schnellen Stoffwechsel, dazu gehören vor allem Stängelpflanzen aber auch viele Bodendecker, neigen sehr stark zur einer sichtbaren Sauerstoffproduktion. Ein Paradebeispiel ist zudem Riccia fluitans (siehe Bild).
Auch Fischaquarianer können dieses Phänomen mitunter beobachten, und zwar nach einem Wasserwechsel. Unser Leitungswasser wird von den Wasserwerken stark mit Sauerstoff angereichert. Führt man dieses Frischwasser dann in großer Menge dem Aquarium zu, steigt sprunghaft der Sauerstoffgehalt an und kann dann auch die Sättigungsgrenze überschreiten. Dann bilden sich ebenfalls Luftblasen. Dieser Effekt ist jedoch nur von kurzer Dauer bis das Wasser "ausgegast" ist. Im Regelbetrieb sind die Bläschen dann in einem Fischaquarium nicht mehr zu sehen.
Durch Sauerstoffbläschenbildung sichtbar assimilierende Wasserpflanzen sind in der Pflanzenaquaristik kein Grund zur Sorge. Eher im Gegenteil, es ist ein recht guter Nachweis dafür, dass der Stoffwechsel bei den Pflanzen gut funktioniert. Im Umkehrschluss bedeutet das: Produziert ein Pflanzenaquarium normalerweise jeden Tag Sauerstoffbläschen und ist dann auf einmal keine Blasenbildung zu sehen, ist dies oft ein Anzeichen für einen gestörten Stoffwechsel. Hier sollte der Aquarianer dann die Nährstoffwerte überprüfen, da anscheinend ein oder mehrere Nährelemente im Mangel sind (siehe auch Liebigsches Minimumgesetz).