Wer kennt nicht das Problem: Da ist man als Aquascaper so stolz auf seinen geschlossenen Kuba-Perlkraut-Teppich im Vordergrund des Aquariums - und dann passiert eines Tages das Unerklärliche: Teile des Bodendeckers trennen sich vom Substrat und schwimmen auf. Warum das so ist und was du dagegen tun kannst, erklären wir in diesem Beitrag.
Ursachen für auftreibende Aquarienpflanzen
Zunächst einmal etwas Physik: Selbstverständlich schwimmen zunächst einmal alle Gegenstände, deren Dichte geringer als die von Wasser ist. Dazu gehören in der Regel auch sämtliche Pflanzen im Aquarium. Die meisten davon (reine Schwimmpflanzen mal außen vor gelassen) bleiben an Ort und Stelle, weil sie mit Wurzeln im Bodengrund verankert sind oder sich mit Haftorganen an Aquarienholz oder Steinen fixiert haben. Löst sich diese Verbindung, treiben die meisten Wasserpflanzen nach oben zur Wasseroberfläche. Dieses Phänomen kann selbst bei größeren Einzelpflanzen oder gar bei zusammenhängenden Pflanzenpolster auftreten.
Hemianthus callitrichoides"Cuba" - Kuba-Zwergperlkraut
Als besonders anfällig fürs Auftreiben haben sich in der Aquarienpraxis sehr feine, nicht tief wurzelnde, klein bleibende Vordergrundpflanzen wie das besagte Kuba-Perlkraut erwiesen, aber auch Elatine hydropiper, Glossostigma elatinoides und Riccia fluitans (sofern es als Bodendecker eingesetzt wird). Vernachlässigst du als Aquascaper das regelmäßige Trimmen dieser Pflanzen, werden die Polster mit der Zeit zu dick. Dann kann es passieren, dass die unten liegenden Teile aufgrund von Lichtmangel absterben und dass der Teppich somit seine Haftung im Bodengrund verliert. Auch gesunde, aber sehr hohe Pflanzenbestände aus Bodendeckern können auftreiben: Viel Pflanzenmasse produziert auch viel Sauerstoff, wenn gute Bedingungen wie ausreichend Licht und Nährstoffe gegeben sind. Ist die sichtbare Sauerstoffbläschen-Produktion an den Wasserpflanzen so stark, dass der Auftrieb der Gasblasen die Kraft der Wurzelhaftung übersteigt, können sich dadurch ebenfalls Pflanzenpolster vom Bodengrund lösen und zur Wasseroberfläche steigen.
Ein großes Stück Elatine hydropiper kommt hoch
Gegenmaßnahmen
Eine häufig von dem Phänomen des Auftreibens betroffene Vordergrundpflanze ist Hemianthus callitrichoides"Cuba" (oft einfach als HCC abgekürzt). Diese Aquarienpflanze besitzt extrem feine, nicht sehr lang werdende Wurzeln. Ein regelmäßiges Herunterschneiden des Bodendeckers auf nur wenige Zentimeter ist eine wichtige Pflegemaßnahme, um dem Heranwachsen von übermäßig dicken Polstern entgegenzuwirken. Hilfreich ist es ebenso, bei der Einrichtung des Aquariums in den Zonen, in denen die feinwurzeligen Wasserpflanzen gesetzt werden sollen, Bodengründe mit geringer Partikelgröße zu verwenden, etwa Sand oder Powder-Soil.
Übrigens: Statt HCC lässt sich auch MMC (Micranthemum sp."Montecarlo-3" ) verwenden. Die Optik dieser Pflanze ist sehr ähnlich, sie hat nur geringfügig größere Blätter. Die Vorteile sind jedoch folgende: Micranthemum sp."Montecarlo-3" ist in etwas einfacher in der Haltung, was die Nährstoffversorgung anbelangt, es hat längere Wurzeln und neigt auch bei der Bildung von dickeren Polstern nicht so sehr zum Auftreiben wie Hemianthus callitrichoides"Cuba".
Micranthemum sp."Montecarlo-3"
Grundsätzlich bietet es sich zur Vorbeugung von derartigen Szenarien an, einen sogenannten Mixed Carpet anzulegen. Hierbei werden verschiedene Bodendecker-Sorten miteinander vermischt. So kann man eine weniger gut wurzelnde, zum Auftrieb neigende Wasserpflanzenart mit Bodendecker-Pflanzen kombinieren, die ein ausgeprägteres Wurzelwerk entwickeln. Ein Beispiel wäre die Kombination von Kuba-Perlkraut und Eleocharis. Takashi Amano machte sich die Ausläuferbildung von Glossostigma elatinoides zu Nutze, um Riccia fluitans als Bodendecker besser mit dem Grund zu verankern. Solch ein Mix schafft übrigens auch einen sehr viel natürlicheren Look im Aquascape.
Sollten einige Areale des Bodendeckers schon etwas locker und nicht mehr so gut verwurzelt sein, helfen ein paar dieser Sofortmaßnahmen:
Hilfe in letzter Not
Haben sich schon Teile des Bodendeckers gelöst, hilft eigentlich nur das Neu-Einsetzen der Pflanze. Allerdings sollte sie dann nicht als kompletter, zusammenhängender Teppich wieder eingepflanzt werden, da dessen Auftrieb viel zu stark wäre. Es ist besser, wenn du daraus viele kleine Portionen machst, die sich einfacher mit einer Pinzette wieder einsetzen lassen und besser unten bleiben. Leider stört diese Maßnahme natürlich zunächst einmal die Optik deines Aquarienlayouts, denn frisch gesteckte Vordergrundpflanzen sehen anfangs nicht besonders schön aus, wenn der Rest der Gestaltung schon eine längere Standzeit hat und eingewachsen ist.
HCC in Einzelportionen
Wenn die Optik unbedingt erhalten bleiben soll (um zum Beispiel einen zeitlich nahliegenden Final Shot oder eine Contest-Teilnahme nicht zu verpassen), kannst du etwas tricksen, indem du die zusammenhängenden Polster im Aquascape möglichst intakt lässt und diese dann auf flache Steine oder Moosgitter aufbindest oder aufklebst. Nach dem Puzzle-Prinzip können die Nahtstellen durch geschicktes Setzen kaschiert werden. Diese Methode rettet die Gestaltung über einen gewissen Zeitraum, behebt aber nicht die Ursache für das Auftreiben der Bodendecker im Vordergrund deines Aquascapes. Langfristig gesehen sollten die Vordergrundpflanzen auf jeden Fall wie oben beschrieben in kleinen Einzelteilen neu gesteckt werden.