Perfekt getrimmte Stängelpflanzenbüsche sind der Traum eines jeden Pflanzenaquarianers. Wir erklären, wie man dieses Ziel mit der richten Schnitt-Technik erreicht.
Zunächst einmal sei gesagt, dass Stängelpflanzen recht einfach zu handhaben und zu trimmen sind. Aus jedem kurzen Stück Stängel kann sich eine neue Pflanze entwickeln. Insofern ist es kein Problem, Wasserpflanzen dieser Art auch einmal drastisch auf mehrere Zentimeter herunterzuschneiden, so dass nur noch kahle Stängel übrig bleiben. Aufgrund ihrer hohen Wuchsgeschwindigkeit (bei entsprechender Nährstoffversorgung) regenerieren sich die Pflanzen innerhalb recht kurzer Zeit.
Unterschiedliche Trimm-Techniken
Im Prinzip gibt es beim Rückschnitt von Wasserpflanzen zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Die klassische Methode aus der Holland-Pflanzenaquaristik sieht vor, dass man die schönen, oberen Teile der Stängel von den weniger hübschen, unteren Teilen trennt (dass der untere Stängelbereich mit der Zeit Blätter verliert, ist ein normaler Vorgang, da ihm durch den immer größeren werdenden, oberen Teil das Licht genommen wird). Nach dem Schnitt werden die alten Teile aus dem Bodengrund gezogen und entsorgt, während die hübschen Kopfstecklinge neu gesetzt werden. Für das Erhalten von Pflanzen-Straßen im holländischen Stil ist dies die bevorzugte Technik, auch lassen sich einige wenige Pflanzenarten (wie zum Beispiel Eriocaulon setaceum) nur auf diese Weise schneiden. Nachteile sind hierbei ein recht hoher Arbeitsaufwand, trübes Wasser durch das Aufwirbeln des Bodengrundes und das Vermischen von verschiedenen Bodengrundschichten durch das Herausziehen der unteren Stängelteile samt Wurzeln. Auch den erwünschten, buschigen Wuchs erhält man durch diese Technik nicht.
Im Aquascaping oder in der Naturaquaristik geht man beim Rückschnitt im Prinzip genau anders herum vor. Das bedeutet, man lässt die kahlen, unteren Teile stehen und entfernt die Kopfstecklinge (alternativ kann man diese bei Bedarf neu einpflanzen). Hier ist nun der Mittelgrund eines Aquarien-Layouts mit vielen Dekorationsgegenständen wie Steinen und Holz, auch bewachsen mit langsamen Aufsitzerpflanzen oder Moosen, sehr wichtig. Denn dieser Aufbau verdeckt nun die unansehnlichen gekürzten Stängel. Mit der Zeit wachsen dann die Hintergrundpflanzen wieder sichtbar über die Dekoration des Mittelgrundes hinaus.
Buschiger Wuchs
Um den erwünschten, dichten Wuchs zu erreichen, bedient man sich nun der Trimmtechnik aus der Naturaquaristik. Eine Stängelpflanze (oder sogar gleich eine ganze Gruppe) wird etwa auf die Hälfte gekürzt, wenn sie zu lang geworden ist. In diesem Fotobeispiel ist der Schnitt durch die dunkelgrüne Linie gekennzeichnet.
Anschließend entfernt man nun den oberen Teil der Pflanze.
Nun ist es so, dass nach dem Kürzen die meisten Stängelpflanzenarten dazu neigen, mit zwei neuen "Köpfen" (Seitentrieben) nachzuwachsen.
Diesen Umstand nutzt man nun geschickt aus. In unserem Beispiel sind nun zwei Köpfe aus einem Stängel gewachsen und nach einigen Wochen prächtig in die Höhe geschossen.
Nun wird es Zeit für einen weiteren Formschnitt, die beiden Köpfe werden ebenfalls gekürzt und entfernt (erkennbar an den hellgrünen Schnitt-Linien).
Auch hier wachsen in der Regel aus jedem gekürzten Seitentrieb zwei neue Köpfe, so dass man nun nach einiger Zeit vier Köpfe aus einem Stängel erhält.
Im Prinzip kann man diesen Vorgang beliebig weiter fortsetzen, um noch mehr Köpfe zu erhalten. Nach einer gewissen Zeit wird allerdings der gesamte Pflanzenbusch im Aquarium zu hoch werden und an der Wasseroberfläche ankommen. Dann ist es erneut Zeit für einen Radikalschnitt und das deutliche Einkürzen der Wasserpflanzen. Ein geschickter Ansatzpunkt ist dabei, die Stängel wieder knapp über der dunkelgrünen Markierung hinter der allerersten Verzweigung abzuschneiden. Somit erhält man auch bei so einer radikalen Trimmung direkt eine Vervierfachung der Köpfe.
Zwischen den Formschnitten einer Pflanzengruppe reicht es dann übrigens aus, nur diejenigen, einzelnen Stängel zu kürzen, welche schneller als alle anderen wachsen. So erhält man über einen langen Zeitraum ein homogenes Bild eines Pflanzenbestandes.
Pflanzenverjüngung
Um den Wasserpflanzenbestand weiterhin frisch und vital zu halten, kann es nicht schaden, ab und an auch frisch geschnittene Kopfstecklinge zur alten Pflanzengruppe zu setzen. Das regelmäßige Zurückschneiden lässt die Pflanzen altern, und es kann daher nach mehreren Monaten zu nicht zufriedenstellendem Wuchs kommen. Die beschriebene Verjüngungstechnik schafft hierbei Abhilfe und sorgt dafür, dass man für eine lange Zeit Freude an seinen Wasserpflanzen hat.