Während unser Hauptartikel "In-vitro-Aquarienpflanzen" dir das Thema Wasserpflanzen aus in-vitro-Kultur bereits näher gebracht hat, beschäftigt sich dieser Artikel speziell mit der Lagerung und dem Versand von in-vitro-Pflanzen.
Die in-vitro-Kultur von Aquarienpflanzen bietet uns Aquarianern den Vorteil, dass sie ihr ganz persönliches Gewächshaus in Form eines Plastikbechers gewissermaßen immer dabei haben. Zusammen mit dem an sie angepassten Nährmedium sind dadurch stets die optimalen Wachstumsbedingungen sichergestellt. Aus diesem Grund können in-vitro-Pflanzen im Labor Kulturzeiten von bis zu sechs Wochen erreichen, bevor sie auf frisches Medium umgepflanzt werden müssen. Aber auch unter idealen Bedingungen brechen Kulturen hin und wieder spontan zusammen oder werden von Kontaminationen überwachsen. Der Transport zu den Händlern und Kunden sowie die dort folgende Lagerung sind weitere Punkte, die sich negativ auf die Haltbarkeit von in-vitro-Pflanzen auswirken können. Aus diesem Grund sollten die Töpfe nach dem Erhalt innerhalb weniger Tage verwendet werden, um einen eventuellen Verderb der Pflanzen zu verhindern!
Versand
Der Versand von in-vitro-Pflanzen stellt oftmals eine besondere Herausforderung dar. Anders als herkömmlich produzierte Aquarienpflanzen, welche in einer Tüte relativ eng aneinander liegend verpackt werden können, verbleibt um eine in-vitro-Pflanze in ihrem Becher meist viel Bewegungsraum. Aus diesem Grund stellen die Transportwege zum Händler und später zum Kunden eine gewisse Gefahr für die Pflanzen dar. Sie werden auf den Förderbändern und in den Auslieferungsfahrzeugen stark durchgeschüttelt, und in der Folge werden insbesondere Pflanzen mit gering ausgeprägtem Wurzelwerk regelmäßig stark mit dem Kulturmedium verschmiert zugestellt. Dies kann auch dazu führen, dass der Inhalt eines XL-Topfes regelrecht zusammen geschoben wird und sich eine Art ‘Ball’ aus Pflanzen und Medium bildet. Die Portion erscheint so deutlich kleiner, als sie tatsächlich ist.
Zwar ist es für die Pflanzen kein Problem, wenn ihre oberirdischen Teile mit dem Kulturmedium in Kontakt kommen - es sollte vor dem Einpflanzen ohnehin gründlich abgewaschen werden -, jedoch ist ein derart holpriger Transportweg bei nicht verschweißten Töpfen immer ein mögliches Einfallstor für Kontaminationen. Tritt aus dem Inneren eines gekippten Topfes Flüssigkeit aus, so nimmt diese eventuell vorhandene Bakterien und Schimmelsporen von der Außenwelt auf. Im weiteren Verlauf des Transportweges kann die so kontaminierte Flüssigkeit dann zurück in die Töpfe gelangen. Die Lagerfähigkeit solchermaßen betroffener Pflanzen wird somit unter Umständen eingeschränkt.
Lagerung
Sollte sich die Umsetzung des neuen Projektes doch einmal etwas verzögern, so müssen bis zur Verwendung der Pflanzen einige Punkte beachtet werden, um trotzdem die größtmögliche Lagerdauer und Vitalität der in-vitro-Pflanzen zu erreichen:
- Nach dem Erhalt der Pflanzen sollte unbedingt zuerst sichergestellt werden, dass die Becher auf dem Transportweg nicht beschädigt wurden und diese noch immer gut verschlossen sind. Nur wenn die Sterilität im Inneren gewährleistet ist, kann ein vorzeitiger Verderb durch die Kontamination mit Mikroorganismen vermieden werden. In-vitro-Becher sollten außer zum Bepflanzen des Aquariums keinesfalls geöffnet werden, um etwa die Pflanzen darin zu gießen!
- Die Hälterungstemperatur sollte 20 °C möglichst nicht überschreiten, oder idealerweise sogar etwas darunter liegen. Von einer Lagerung im Kühlschrank ist allerdings unbedingt abzuraten. Zwar können auch tropische Gewächse bei Temperaturen von etwa 8,0 °C überdauern, jedoch wird diese Temperatur im Kühlschrank je nach Fabrikat und Einstellungen unter Umständen (phasenweise) recht stark unterschritten. Über einen längeren Zeitraum kann sich dies negativ auf die Pflanzen auswirken. Zusätzlich fehlt es im Kühlschrank an passender Beleuchtung, weswegen sich die Pflanzen ggf. stark strecken können.
- Das Nährmedium stellt alle nötigen Nährstoffe bereit, und es empfiehlt sich daher, in-vitro-Pflanzen an einem hellen Ort aufzubewahren. So ist sichergestellt, dass diese weiterhin ihre Photosynthese aufrechterhalten können und bis zum Einpflanzen so vital wie möglich bleiben. Optimal ist beispielsweise indirektes Licht aus einem Aquarium. Auf der anderen Seite ist eine zu starke Beleuchtung unbedingt zu vermeiden. Der abgeschlossene Luftraum im Inneren der Töpfe könnte sich andernfalls schnell stark aufheizen. Vor allem bei einer Bestrahlung durch direktes Sonnenlicht werden schnell Temperaturen jenseits der 40 °C erreicht, was zum Absterben der Pflanzen führen kann.
- Schlussendlich beeinflusst auch die Pflanze selbst die Lagerfähigkeit eines in-vitro-Topfes. Langsam wachsende Arten wie zum Beispiel Cryptocorynen oder Moose verbrauchen nur relativ wenige Nährstoffe und können daher durchaus auch etwas länger stabil bleiben. Schnellwüchsige Arten, wie etwa die meisten Stängelpflanzen, verbrauchen mehr Nährstoffe, sodass die Reserven im Kulturmedium hier deutlich schneller erschöpft sind. Auch können diese Pflanzen durch ihr Wachstum teilweise den Deckel des Bechers öffnen. Die Folge ist ein erhöhtes Kontaminationsrisiko sowie verstärkter Wasserverlust. Ein solcher Topf sollte schnellstmöglich verwendet werden!
Nach dem Erhalt deiner Pflanzen
Alles in allem empfehlen wir die Verwendung von in-vitro-Wasserpflanzen so schnell wie möglich, aber maximal innerhalb von 3-4 Tagen nach Eintreffen der Ware. Gerade durch den Transportweg und die ungewisse Lagerung der Pflanzen beim Kunden können wir Reklamationen in Bezug auf die Vitalität nur bis zu 24 Stunden nach Erhalt der Ware akzeptieren. Eine längere Lagerung der in-vitro-Pflanzen kann zwar grundsätzlich wie oben beschrieben erfolgen, jedoch können wir hierfür keine Gewähr übernehmen. Hier kommt es sehr auf die Art der Pflanze, den Transport und sachgemäße Lagerbedingungen an.
Auch bei uns verderben regelmäßig in-vitro-Pflanzen in der Anlage, obwohl wir für gute Lagerbedingungen sorgen. Wir kontrollieren aus diesem Grund täglich unseren in-vitro-Bestand, um verdorbene Ware auszusortieren. Wir empfehlen, die in-vitro-Pflanzen nicht zu lange vor dem Start eines Projekts zu beziehen, um unnötige Ausfälle zu vermeiden.