Wasserlinsen loswerden
Lemna-Plage

Wasserlinsen oder "Entengrütze" sind sehr klein bleibende Schwimmpflanzen, die fast weltweit in ruhigen Süßgewässern vorkommen und meist unbeabsichtigt in Aquarien gelangen. Die meisten Arten haben eine rasante Vermehrungsrate, wenn die Bedingungen stimmen, und werden sehr leicht verschleppt. Diese bemerkenswerte Artengruppe bildet die Unterfamilie Lemnoideae in der Familie Aronstabgewächse (Araceae).
Die Aquarianer haben es meist mit Lemna-Arten zu tun, und zwar nicht nur mit der meistgenannten Lemna minor, sondern auch anderen, überwiegend tropischen Arten. Es kann sich aber auch um die Lemna-ähnlich aussehende Punktierte Wasserlinse (Landoltia punctata) handeln. Zu den Wasserlinsen zählen außerdem die Gattungen Spirodela, Wolffia (die kleinsten Blütenpflanzen der Welt!) und Wolffiella.

Wolffia

Wolffia- und Lemna-Wasserlinsen im Größenvergleich.

Wasserlinsen haben vor allem in Biotop- und Zuchtaquarien als Schwimmpflanzen durchaus ihre Berechtigung. Doch Pflanzenaquarianer sehen sie aufgrund ihrer hohen Wachstumsrate und der daraus resultierenden starken Abschattung der Unterwasserpflanzen eher als Plage an. Es ist auch nicht einfach, Wasserlinsen, vor allem Lemna und Wolffia, völlig loszuwerden. Wir stellen euch hier vor, wie man am besten damit umgeht.

Vorbeugende Maßnahmen

Da nur eine einzige kleine Wasserlinse ausreicht, um das Wachstum einer Population auszulösen, ist vor allem beim Neukauf von Wasserpflanzen Vorsicht geboten.
Garantiert wasserlinsenfrei sind nur In-Vitro-Pflanzen. Bei allen anderen Lieferformen - Topf, Bund, Einzelpflanze, Portion oder Pad - können die Verkäufer leider nicht völlig ausschließen, dass Wasserlinsen an den Pflanzen sind, weil diese bereits in den Gärtnereien mit jenen in Kontakt kommen können. Das gilt natürlich auch für Pflanzen aus Privathand. Daher sollte man die Pflanzen vor dem Einsetzen ausreichend untersuchen und unter fließendem Wasser abspülen, um etwaige Wasserlinsen zu entfernen. In den ersten Tagen nach einer Neueinrichtung sollte man zudem regelmäßig die Wasseroberfläche nach auftauchenden Linsen absuchen und diese sofort entfernen. In den meisten Fällen reichen diese Vorsichtsmaßnahmen bereits aus, und es entsteht keine Plage.

Punktierte Wasserlinse

Sogar recht hübsch anzusehen ist die rot gefärbte Unterseite der Sprossglieder von Landoltia punctata.

Gegenmaßnahmen

Es gibt durchaus Fressfeinde wie zum Beispiel Fadenfische der Gattung Trichogaster, welche sich unter anderem von Wasserlinsen ernähren und somit helfen können, eine Plage einzudämmen. Natürlich haben diese Tiere auch bestimmte Haltungsanforderungen, die es zu beachten gibt. Deswegen sollte eine Anschaffung dieser doch recht groß werdenden Fische gut überlegt sein, um eine artgerechte Haltung zu gewährleisten.

Eine ungewöhnliche, in diversen Internetforen und Blogs empfohlene Gegenmaßnahme ist der gezielte Einsatz von Blattläusen. Diese saugen Pflanzensaft, vermehren sich und sollen die befallenen Wasserlinsen zum Absterben bringen. Mit deren Verschwinden geht auch automatisch die Population der Blattläuse wieder zurück.
Ob dies eine funktionierende, praktikable Methode ist, können wir nicht beurteilen. Vermutlich können auch nur bestimmte Arten wie die Seerosenblattlaus (Rhopalosiphum nymphaeae) auf Wasserlinsen leben. Wichtig ist bei solch einem Versuch nur: Das Aquarium muss ohne sonstige Schwimmpflanzen und Wasserpflanzen mit Kontakt zur Wasseroberfläche sein. Diese werden ansonsten ebenfalls von den Blattläusen befallen.

Um einer bereits bestehenden Plage Herr zu werden, ist es am einfachsten, die Linsen manuell zu entfernen, bis keine mehr vorhanden sind. Dazu schöpft man mit einem größeren Behälter zunächst größere Teile des Wasserlinsen-Teppichs ab. Wenn nur noch Bruchstücke und einzelne Exemplare vorhanden sind, verfährt man mit einem Kescher weiter.
Wasserlinsen bleiben gerne an aus dem Wasser herausragenden Gegenständen hängen, etwa technischen Geräten oder Rohren sowie Hardscape wie zum Beispiel Wurzelholz. Gerade an diesen Übergangsstellen ist daher besondere Vorsicht geboten.

Hygrophila pinnatifida emers

Um die Linsen hier effektiv zu beseitigen, entfernt man zunächst sämtliche aus dem Wasser ragende Technik aus dem Aquarium und säubert diese außerhalb des Beckens. Da auch Wasserlinsen zum Teil an den Scheiben hängen bleiben, lässt sich dieser Umstand zu Nutze machen, indem man den Wasserstand etwas absenkt. In der Regel bleiben die Linsen an den Glasscheiben hängen und können bequem mit einem Papiertuch abgewischt werden. Schwieriger ist es bei aus dem Wasser ragendem Hardscape, da dieses ja zum Teil fest verbaut ist. Besonders mit Moos bewachsenes Holz stellt ein Problem dar, da sich Wasserlinsen im Moos verheddern und auch zwischen den Moostrieben haftend weiterwachsen können. Hier hilft nur das einzelne Absammeln mit einer Pinzette.

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Ein gutes Hilfsmittel zum Einsammeln einzelner, frei treibender Wasserlinsen ist der in dem Artikel "Pflanzenrückschnitt effektiv entfernen" beschrieben Einsatz eines kleinen Skimmers. Dieser saugt kleine schwimmende Teile wie Wasserlinsen oder Pflanzenreste innerhalb weniger Minuten ein. Allerdings ist seine Aufnahmekapazität begrenzt, dies sollte man beachten.

Sind alle sichtbaren Wasserlinsen abgesammelt, verfährt man nun im Prinzip wie unter dem Punkt "Vorbeugende Maßnahmen" beschrieben und beobachtet das Aquarium in den nächsten ein bis zwei Wochen genauer. Prophylaktisch kann auch der Skimmer in diesem Zeitraum weiterhin betrieben werden. Sich neu ausbreitende Linsen sollte man sofort entfernen. Dies ist zwar eine etwas anstrengende und zeitintensive Maßnahme, aber durchaus erfolgversprechend, wenn man sie konsequent verfolgt.