Willst du in deinem Aquascape eine Gruppe Bienengarnelen (Caridina logemanni), Taiwangarnelen beziehungsweise Shadowgarnelen (Caridina sp.) oder eine andere Garnelenart halten, die weiches Wasser braucht, solltest du insbesondere dann auf die Wasserwerte Acht geben, wenn du mit Steinen als Teil deines Hardscapes arbeiten möchtest.
Bienengarnele und Taiwangarnelen - Foto von Chris Lukhaup
Kalkhaltige Steine können in einem Weichwasseraquarium mit niedriger oder gegen null gehender Karbonathärte und einem pH im sauren Bereich unter 7,0 ein wenig Kalk an das Wasser abgeben. In einem Pflanzenaquarium oder Aquascape ist dies wenig relevant, weil man die Wasserhärte durch den Wasserwechsel mit weichem Wasser wieder in einen für die Pflanzen angenehmen Bereich drücken kann. Vor allem, wenn nicht mit CO2 gedüngt wird, ist die Aufhärtung durch das Hardscape im reinen Pflanzenaquarium und auch in Aquarien mit Fischarten aus Weichwasserbiotopen wie zum Beispiel Neonsalmlern zu vernachlässigen.
Wechselt man jede Woche die für ein Aquascape empfohlene Menge von ca. 50%, hat die geringe Aufhärtung aus den Steinen keine negativen Folgen für die Pflanzen. Es gibt neben den bereits erwähnten großzügigen Wasserwechseln noch weitere Möglichkeiten, die Wasserhärte immer wieder in einen für den Besatz günstigen Bereich zu bringen: aktiver Soil, der als Ionentauscher wirkt und das Wasser so laufend enthärtet, oder der Softenizer von ADA. Wie genau man mit aufhärtendem Gestein in einem Pflanzenaquarium umgeht und auch, wie ihr feststellen könnt, ob die Steine, die ihr für euer Aquascape ausgesucht habt, das Wasser aufhärten, beschreibt zum Beispiel Oliver Knott in seinem Videobeitrag zum Thema "Aufhärtende Steine". Mit diesen Methoden ist einem Aquascape mit Weichwasser liebenden Aquarienpflanzen genüge getan.
Tangerine Tiger - Foto von Chris Lukhaup.
Ganz anders sieht es jedoch in einem Aquascape mit eher empfindlichen Garnelen aus, die weiches Wasser brauchen. Zwerggarnelen aus Weichwasserbiotopen wie die Bienengarnele (Caridina logemanni, Taiwangarnelen /Shadowgarnelen (Caridina sp.) und auch die Garnelen aus den Arten Caridina cantonensis und Caridina serrata mögen die Anwesenheit von Karbonathärte gar nicht - die KH sollte daher in einem solchen Aquarium dauerhaft nicht mehr als 2 °dKH betragen. Was diese wunderschönen, aber eher empfindlichen Zwerggarnelen allerdings noch viel weniger mögen, sind Schwankungen bei den Wasserwerten. Ein wöchentlicher Wasserwechsel von 50% mit weichem Wasser, der die sich ansammelnde Härte wieder drückt, kann sich durch die dadurch entstehenden heftigen Schwankungen beim Mineralstoffgehalt auf Bienengarnelen, Taiwaner und Co. sehr negativ auswirken. Sie bewirken eine starke Veränderung des osmotischen Druckes bei den Tieren. Der so entstehende Stress kann bei empfindlichen Garnelenarten zu Krankheiten, Fehlhäutungen und sogar zum Tod führen. Ein großer wöchentlicher Wasserwechsel, um die Härte wieder zu drücken, scheidet daher bei einem solchen Besatz im Aquarium eher aus.
Optimal wäre daher in einem Aquascape, in dem beispielsweise Shadowgarnelen oder Bienengarnelen gehalten werden sollen, wenn überhaupt keine aufhärtenden Materialien zum Einsatz kommen würden. Ist dies aus gestalterischen Gründen nicht möglich, so muss man schauen, dass die Härte bestmöglich kontinuierlich reduziert wird, sodass keine Schwankungen bei den Wasserwerten entstehen können.
Die oft empfohlene Verwendung von aktivem Soil hat sich vor allem im Dauerbetrieb eines Aquascapes mit Garnelen aus weichem Wasser nicht als sonderlich praktisch erwiesen. Zwar zieht er den von den Steinen abgegebenen Kalk ständig aus dem Wasser, jedoch hat Soil keine unendliche Aufnahmefähigkeit. Wird er ständig mit Kalziumkarbonat "gefüttert", ist seine Pufferkapazität recht schnell erschöpft. Nähert sich der aktive Soil der Sättigung, steigt die Karbonathärte im Aquarium schleichend an. Führt man nun wohlmeinend - wie immer vorbildlich mit vermeintlich an die Werte im Aquarium angepasstem Weichwasser - den allfälligen Wasserwechsel durch, ohne vorher die Werte im Becken nachzumessen, so kann man wieder unwillentlich eine Schwankung bei der Wasserhärte herbeiführen, mit den oben aufgeführten Problemen als Folge. Verwendet man aktiven Soil in einem Aquarium mit Zwerggarnelen aus Weichwasserbiotopen, in dem aufhärtende Steine im Hardscape verarbeitet wurden, so sollte man auf jeden Fall in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob der Soil noch arbeitet, und die Karbonathärte messen. Gegebenenfalls muss der gesättigte Soil dann getauscht werden.
Eine gute Alternative beziehungsweise Ergänzung zu aktivem Soil in einem solchen Aquarium ist der Softenizer von ADA. Er arbeitet mit einem speziellen Ionentauscher-Harz und sorgt im Dauerbetrieb dafür, dass dem Aquarienwasser konstant der Kalk entzogen wird. Der Softenizer läuft inline im Filterkreislauf mit und enthärtet so ständig das Aquarienwasser. Die genaue Funktionsweise haben wir in unserem Wiki-Artikel "ADA Softenizer - Das richtige Wasser mit den ADA Softenizern" beschrieben und erklärt.
In unserer Aquascaping-Wiki haben wir übrigens im Artikel "Hardscape" sämtliche Steinsorten aus dem Aquasabi Online Shop aufgelistet und wasserneutrale und aufhärtende Gesteinsarten gesondert aufgeführt.
Wem das alles zu viele Umstände sind, der greift bei der Besatzwahl für sein Aquascape mit Garnelen einfach auf die ebenfalls wunderschönen und deutlich robusteren Zwerggarnelen aus der Gattung Neocaridina zurück, die mit härterem Wasser überhaupt keine Probleme haben.
Neocaridina davidi "Blue Dream" - Copyright by Chris Lukhaup.