Weichwasser für Garnelen
Die Wasseraufbereitung für Garnelenaquarien ist kein Hexenwerk

Einige Garnelenarten brauchen weiches Wasser, damit sie erfolgreich gehalten werden können - ebenso wie viele Wasserpflanzen. Weiches Wasser ist allerdings bei uns häufig etwas, was gerade nicht aus der Wasserleitung kommt. Das Leitungswasser ist je nach Region teilweise ganz schön hart, zu hart für Arten wie die Bienengarnele Caridina logemanni und ihre Verwandtschaft.

„Bienengarnele

Die Bienengarnele Caridina logemanni reagiert empfindlich auf zu hartes Wasser.

Was also tun? Grundsätzlich könnte man natürlich auf Garnelen aus der Neocaridina-Verwandtschaft zurückgreifen, die hartes Wasser besser vertragen, aber die Garnelen aus weichem Wasser haben zum Teil doch noch einmal deutlich schönere Farben und Muster als die zwar im Idealfall recht bunten, jedoch meist einfarbigen Neocaridina.

Bunte Mischung von Neocaridina davidi

Bunte Mischung von Neocaridina davidi - Copyright by Chris Lukhaup

Hat man nun ohnehin schon Pflanzen im Aquarium am Start, die weiches Wasser bevorzugen, oder möchte man explizit Bienengarnelen, Taiwangarnelen oder ähnliche Arten aus Weichwasserbiotopen halten, sollte man sich allerdings über einen wichtigen Unterschied zu reinen Pflanzenaquarien oder Aquascapes mit weichem Wasser bewusst sein.

Unterschied von Weichwasser für Aquascapes und Garnelenaquarien

Wer nämlich denkt, dass man in einem Garnelenaquarium ähnlich einfach wie in einem Aquascape mit hartem Leitungswasser und einem aktiven Soilbodengrund wie dem ADA Aquasoil Amazonia arbeiten kann, bekommt mit Garnelen schnell Probleme. Natürlich zieht der Soil nach dem Wasserwechsel die Karbonathärte und den pH-Wert wieder in den weichen Bereich, direkt nach dem Wasserwechsel schießen die Werte jedoch zunächst einmal - je nach Leitungswasser - gewaltig in die Höhe. Garnelen aus Weichwasserbiotopen vertragen jedoch genau diese abrupten Schwankungen gar nicht gut, sie reagieren darauf oft mit Häutungsproblemen und Erkrankungen. Insbesondere die Jungtiere, die sich häufig häuten müssen und die dadurch entsprechend anfälliger sind, gehen bei schwankenden Wasserwerten sehr oft einfach ein und kommen gar nicht erst hoch. Mit etwas Glück gelingt der Populationserhalt gerade so, aber befriedigend ist dies natürlich keinesfalls (und aus Tierschutzsicht auch mehr als fragwürdig).

Caridina logemanni

Eine Gruppe roter Bienengarnelen (Caridina logemanni) - Foto von Chris Lukhaup

Außerdem sättigt sich der aktive Soil bei jedem Wasserwechsel ein Stück mehr, und bald ist bei hartem Leitungswasser der Punkt erreicht, an dem die Ionentauschfähigkeit des Bodengrundes erschöpft ist. Misst man nicht regelmäßig mit einem entsprechenden Tröpfchentest die Karbonathärte und den pH-Wert, bekommt man das als Aquarienpfleger gar nicht unbedingt mit, die Veränderung geschieht schleichend. Ebenso schleichend stellen sich dann allerdings auch wieder die bereits angesprochenen Probleme bei den Garnelen ein - Häutungsschwierigkeiten, Fehlhäutungen und eine erhöhte Ausfallrate beim Nachwuchs.

Wie verhindere ich diese Problematiken?

Bei der Zucht von Weichwassergarnelen wie Bienengarnelen oder Taiwangarnelen hat sich mittlerweile bei nicht passenden Leitungswasserwerten die Verwendung von einem geeigneten Aufhärtesalz in Verbindung mit Osmosewasser oder demineralisiertem Wasser durchgesetzt. Das klingt für Einsteiger zunächst einmal furchtbar kompliziert, aber eigentlich ist die Anwendung wirklich sehr einfach.

Caridina logemanni

Bienengarnele und Taiwangarnelen - Foto von Chris Lukhaup

Geeignetes Wasser

Will man mit Aufhärtesalzen arbeiten, um so immer eine gleich bleibende, passende Wasserqualität mit niedriger Karbonathärte und einem pH-Wert von unter 7 herzustellen, so bietet sich als Ausgangswasser ein sogenanntes Nullwasser an. Unter Nullwasser versteht man ein sehr mineralstoffarmes Wasser mit einer praktisch nicht mehr nachweisbaren Härte und einem ganz geringen Leitwert. In der Garnelenzucht wird hierfür gerne aus Wasser aus einer Osmoseanlage oder einem Vollentsalzer zurückgegriffen. Leute in Gegenden mit sauberer Luft verwenden durchaus auch Regenwasser, wobei dieses vor der Verwendung in einem Aquarium mit Garnelen unbedingt mindestens 24 Stunden über Aktivkohle gefiltert werden sollte. Hält man die Garnelen in einem Nanoaquarium, lohnt sich die Anschaffung einer Osmoseanlage oder eines Vollentsalzers kaum. In diesem Fall kann man durchaus auch auf demineralisiertes Wasser aus dem Baumarkt oder aus der Zoohandlung zurückgreifen. Achtung - bitte beachtet unbedingt, dass dieses Wasser für die Verwendung im Aquarium bestimmt ist. Kanister mit geeignetem Wasser haben ein Fischsymbol auf dem Etikett aufgedruckt.

Passende Werte herstellen

Der Rest ist dann ganz einfach. Das geeigneten Aufhärtesalz enthält alle Mineralstoffe in passender Zusammensetzung, die Bienengarnelen oder Taiwangarnelen und andere Garnelenarten aus Weichwasser benötigen. Es wird einfach nach Packungsanweisung dosiert und vor dem Wasserwechsel in das aufbereitete Regenwasser, ins Osmosewasser oder VE-Wasser eingerührt. Löst sich das Salz nicht vollständig auf, ist dies nicht schlimm - die Reste werden beim Wasserwechsel einfach mit ins Aquarium gegeben und lösen sich dann nach und nach. In der Regel ist der nicht gelöste Rest mengenmäßig so gering, dass er keine nennenswerten Schwankungen bei den Wasserwerten verursacht. Der Soil erledigt den Rest.

Da das so angemischte Wechselwasser praktisch keine Karbonathärte enthält, hat der Soil eine wesentlich längere Standzeit, und Schwankungen bei den Wasserwerten werden durch den Wechsel mit angepasstem Wasser vermieden - was die Garnelen mit erhöhter Vitalität und auch mit einer deutlich verbesserten Vermehrungsfreude quittieren.

Akribisch arbeitende Züchter messen nach dem Anmischen noch mit einem Leitwertmessgerät nach, um sicherzustellen, dass die Werte des Wechselwassers nicht zu stark von den Parametern im Aquarium abweichen.

Wer seinen Garnelen dann noch etwas besonders gutes tun möchte, gibt dem Wechselwasser noch ein flüssiges oder pulverförmiges Huminstoffpräparat zu, das das Wasser noch ein Stück biotopgerechter macht. Natürlich sollte in einem solchen Weichwasseraquarium, in dem man mit angepasstem Wasser arbeitet, dann kein Gestein verwendet werden, das das Wasser schleichend aufhärtet, damit der Soil nicht wie oben beschrieben vorzeitig erschöpft ist. Welche Gesteinsarten hier passend verwendet werden können, beschreiben wir in unserem Artikel "Geeignetes Gestein für Aquascapes mit Zwerggarnelen".

Tangerine Tiger

Tangerine Tiger mögen ebenfalls gerne weiches Wasser - Foto von Chris Lukhaup.